Zeit
Lebens

Zeiten


Bitte beachten Sie die

Hinweise

zum Projekt;
zur Darstellung,
 zu  den Quellen,
zum Urheberrecht,
zu den MitarbeiterInnen

 

Logo 2014 A


ZeitLebensZeiten
Version 02.00.01
© ZeitLebensZeiten
2007 ff.
 

Florens J. Smend - F. L. Hasenkamp

SMEND Florens Jacob „der ältere Ledder Pastor“-84 wurde am 18. September 1777 in Lengerich geboren.

Seine Eltern waren SMEND Hermann Rudolf „der Pastor in Tecklenburg“-137 und KRIEGE Margarete Elsabein-164

Er starb am 24. August 1848 in Lengerich. Florens Jacob Smend besuchte das Gymnasium zu Duisburg unter Friedrich Arnold Hasenkamp. 

Florens heiratete er dessen Tochter HASENKAMP Friederike Luise-85 (Tochter von HASENKAMP Johann Gerhard-139 und KRIEGE Anna Elisabeth-140)  am 05. Juli 1803 in Lengerich. Friederike wurde am 15. November 1776 in Duisburg   geboren. Sie starb am 02. Januar 1847 in Leeden bei Lengerich.

Am 3.Mai 1795 war Florens Jacob Smend Student der Theologie an der Universität Frankfurt/ Oder, bestand in Berlin ...1797 die Prüfung pro licentia, 1802 die Prüfung pro ministerio, war vom 13.3.1803 bis 1809 reformierter Pfarrer in Wetzlar, 1809 wechselte er für 10  Jahre nach Ledde (Kr. Tecklenburg).

ledde%01Ab 1819 war Florens Jacob Smend zweiter Pastor in Lengerich, 1830 auch Superintendent und 1819  Schulinspektor in Tecklenburg. Auszeichnung: Rr des Kgl.Preuß. Roten Adler O. 3. Klasse mit Schleife... [Quelle: DGB / Ahnentabelle Torhorst von Siegfried Torhorst 2007 und Baucks, S. 477]

 

 

 

 

 

 

Florens und Friederike Smend hatten die folgenden Kinder[Details: DGB Band 46]:

1. SMEND Hermann Rudolf (Rudolfscher-Leedener Ast)-638  wurde am 22. Mai 1806 in Wetzlar geboren. Er war Pfarrer in Prüm, ab 1840 in Leeden und Superintendent in Tecklenburg ab 1859. Er starb am 31.5.1874 in Leeden. Verheiratet war er in erster Ehe seit 17.9.1833 mit Luise Gauhe aus Barmen, der Schwester von Adelheid Gauhe, die seinen Bruder Friedrich Hermann Smend-42 [s.u.] heiratete.

    Über das Wirken von Hermann Rudolf Smend (geb. 1806) in Prüm gibt es in der „Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Prüm“, Synode Trier, herausgegeben 1965 (Quelle: Archiv Monika Rolef, Prüm, 25.7.2011] einige Zeilen:

    1833.
    Dem pietistischen Lutheraner Schmidt folgte als zweiter Pfarrer  der freisinnig, reformierte Hermann Ruold Smend, Pfarrerssohn aus Lengerich. Die Einführung erfolgte wieder durch Konsistorialrat Küpper, wieder mit Predigt des Pfarrers über Röm.I./16. Die Notwendigkeit, zur staatlichen Mietentschädigung - beim Vorgänger 20 Taler - zuzusetzen, erheischte mehr Einnahmen, als bisher der Klingelbeutel einbrachte. Darum wurden von 1834 an feste Beiträge von den Gemeindegliedern gefordert.

    Smends Sammeln verdankte die Gemeinde eine kleine Orgel. 1333 ging eine Immediateingabe um 100 Taler jährlich zu einem Lehrergehalt ab. Sie war mit Überfüllung der katholischen Schulen, Nachwuchsverlust für die Gemeinde begründet, bei einer

    Seelenzahl von etwa 100 in Prüm, davon nur vier rein evangelischen Familien. Die Kinder aus Mischehen wurden der Regel nach katholisch. Unzuträglichkeiten des Lehrernebenamtes des Pfarrers und Unmöglichkeit für die Gemeinde, allein einen Lehrer zu besolden, wurden hervorgehoben. Der Pfarrer erklärte sich bereit, auf seinen Mietzuschuß zu verzichten, und dem Lehrer freie Station zu gewähren.

    1838
    Die Regierung verwies Ende 1838 auf den Besuch der Stadtschule, neben dem ein tüchtiger Religionsunterricht des Pfarrers hergehen möge. 1834 wurde der erste evangelische Gottesdienst in Daun gehalten. 1835 erschienen auf der ersten Kreissynode zu Wolf der Pfarrer und der Älteste Hasenbach. Auf den folgenden nur noch zweimal Pfarrer Smend allein. Kirchenvisitationenhielt der Superintendent Ludovici 1837 und 1840. Mit dieser letzten verband sich 1840 Smends Abschiedspredigt. Er reiste am 1.10.1840 mit der Anerkennung der Regierung ab, „ein tüchtiger, amtstreuer Mann“ zu sein. Das von ihm gemietete Velingsche Haus (1944 zerstört, zuletzt Geschwister Hohn in der Unterbergstraße) mußte das Presbyterium aufgeben.

2. SMEND Albert Julius-639  wurde am 06. Februar 1808 in Wetzlar geboren. Er starb am 15. März 1834 in Lengerich.

3. SMEND Friedrich Wilhelm-640  wurde am 06. Februar 1808 in Wetzlar geboren. Er starb am 07. April 1814 in Ledde.

4. SMEND Johanna Elise-641  wurde am 20. März 1810 in Ledde geboren. Sie starb am 26. März 1839 in Mettingen bei Ibbenbüren.

5. SMEND Friedrich Hermann (Münsterer Ast)-42  wurde am 31. März geboren.  

6. SMEND Gottfried-642  wurde am 31. Dezember 1815 in Ledde geboren. Er starb am 08. Februar 1836 in Bremen.

Zur Geschichte der Kirche zur Zeit von Florens Jacob Smend (von 1809 bis 1819 Gemeindepfarrer in Ledde) bietet der Internetauftritt von Ledde sehr aufschlussreiche Informationen an, die selbst zu recherchieren zeitlich gar nicht möglich wäre:

„So war es damals, nach Angaben des Pastors Smend, schon fast lebensgefährlich geworden diesen Teil der Kirche zu betreten. Spätestens um 1820 wurden daher diese Grüfte abgetragen und verfüllt. Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts setzen weitere schriftliche Quellen ein, die Auskunft über bauliche Veränderungen am Kirchgebäude geben.  

Pastor Justus Krummacher, geboren 1807 in Tecklenburg als Sohn des Arztes Bernhard Mauritz Krummacher und Pastor in Ledde von 1835 bis zu seinem Tode im Jahre 1870 hat sich in seiner Amtszeit die Renovierung der Dorfkirche mit großem Eifer betrieben. Das Erscheinungsbild des Gebäudes beruht, bis in die Gegenwart hinein, in vielen wesentlichen Teilen auf seinen Ideen.

In der Visitation von 1838 hieß es: ‚In Betreff des baulichen Zustandes der Kirche ist eine neue Flur (Fußboden) derselben, welche allerdings nöthig, in Vorsatz. Die Orgel fand sich in einem leidlich guten Zustand, ebenso die heiligen Gefäße, nur ist der Kelch zu erneuern, welches der Pfarrer durch Sammlung freiwilliger Gaben in Jahresfrist zu erreichen hofft’. [Quelle: Internet, Ledde, 14.12.2007]
 

Die Lebensgeschichte des Florens Jacob Smend
Aus einer Familienchronik

In der familieninternen Überlieferung der Hasenkamp-Chronik wird –unter Bezug auf die involvierten Hasenkamp-Familienmitglieder – das Leben vieler Smends beschrieben, auch unter Bezug auf Familienchroniken der Smends. Es ist nicht feststellbar, wo innerhalb der Hasenkamp Chronik eigene Bewertung oder aber Zitierung einer anderen Chronik stattgefunden hat. 200 bis 150 Jahre nach den Ereignissen scheint dies auch angesichts der Aussagekraft der Schilderungen über das Familien-Leben in den kirchlichen Kreisen Tecklenburgs und darüber hinaus eher zu vernachlässigen. Der Text wurde nicht verändert, nur die Zwischenüberschriften sind neu. Florens Jacob Smend und seine Frau Friederike Hasenkamp sind Großeltern von Luise Smend, die im Mai 1873 Arnold Torhorst heiratete, der als „Schwieger“-Enkel die Pfarrerstelle von Florens Jacob Smend in Ledde übernehmen sollte.
 

„Wenn Florens Smend auch nicht unmittelbar zu unsern Ahnen zählt, so geht sein Leben doch uns alle an, weil er mit der Tochter Johann Gerhard Hasenkamps vermählt war und ihre Mutter, unsere Ahne Elisabeth Hasenkamp  an das Ende ihrer schier unvergleichlich langen Witwenschaft seines Hauses Genossin und guter Geist geblieben ist.

Florens Jacob Smend wurde 18. September 1777 zu Lengerich geboren. Als er bei der Taufe am 25.9.1777 seine beiden Namen empfing, deutete sein Vater sie so: „Gott mache ihn zu einem Überwinder(Jakob) aller geistlichen Feinde, damit er in den Vorhöfen des Herrn grünen (Florens!) und edle Früchte bringen möge zu seinem Preise.“ Glücklich war seine Jugend, streng wohl des Vaters Zucht, gütig der Mutter Liebe, freudreich das Zusammenloben der  sechs Geschwister,

Florens war kein Schüler, der durch Gaben glänzte. Das bekannte Scherzwort „Religion gut, Kopfrechnen schwach“ traf bei ihm zu. Mathematik war ihm verhasst, Frömmigkeit Lebenselement Als er Ostern 1794 konfirmiert wurde, zeigte er schon eine ausgesprochene Neigung zum Predigtante.

Gleich nach der Konfirmation ließ der Vater ihn, um ihm einen guten Schulabschluß zu geben, das Gymnasium in Duisburg besuchen. Der gute Ruf, den das Gymnasium durch Gerhard Hasenkamp und seinen Nachfolger Arnold Hasenkamp erworben hatte, und die Verwandtschaft mit Gerhards Witwe, Anna Elisabeth, die Arnolds Haus leitete, bestimmten ihn, seinen Florens dem Rektorhause anzuvertrauen. Er sollte es nicht bereuen.

Der Unterricht im Gymnasium und der Geist des Hasenkampschen Hauses wirkten sehr günstig auf Florens ein. Die guten Zeugnisse, die er bekam, und die eigenen Briefe, die seine Fortschritte offenbarten, erfüllten die Eltern mit Zuversicht über seine Zukunft...

An den politischen Wirren jener Zeit nahm Florens, wie seine Briefe an Eltern und Geschwister beweisen, lebhaften Anteil, wie denn sein Interesse für die Politik zeitlebens rege geblieben ist. Er wie seine patriotischen Familienglieder sahen die französische Revolution nur im Gesichtspunkt der Gottlosigkeit an und vertrauten in den damaligen Kriegen auf den gewissen Sieg der preußischen Truppen. Beinahe hätten jedoch die an den Rhein vordringenden Franzosen ihn gezwungen, schon im Sommer 1794 naoh Lengerich zurückzukehren, wo der gastfreie Vater mit ihm der ganzen Hasenkampschen Familie eine Zuflucht anbot. Indessen konnte er doch ein volles Jahr in Duisburg verbleiben, bis Ostern 1795 der Abschluss der Schule und der Tod Arnold Hasenkamps ihn heimkehren ließen.
 

Der Student Florens Jacob Smend

Im April 1795 bezog Florens als Student der Gottesgelehrtheit die Universität zu Frankfurt a.d.Oder. Warum wählte sein Vater gerade diese armselige Fakultät für ihn aus? Zunächst weil sie ausgesprochen reformiert (calvinistisch) war. Sodann weil mehrere Verwandte schon dort studiert hatten und auch FIorens Vetter, Jakob Kriege, ihn dorthin begleitete. Vor allem aber, weil Vater Rudolf, der den immer mehr sich ausbreitenden Rationalismus von ganzer Seele verabscheute,  in Frankfurt eine rettende Burg des Orthodoxismus erblickte. Die Fakultät hatte in der Tat schon drei Jahrzehnte vorher ihre „Rechtgläubigkeit“ durch ihr Verdammungsurteil über die Jugendschriften Gerhard Hasenkamps unter Beweis gestellt. Seitdem war ihr Geist nicht beweglicher noch moderner geworden. Die Sternlein der Theologie, die hier leuchteten, strahlten dem jungen Studio wenig Licht in Geist und Gemüt.

Florens hat es nachher oft beklagt, dass er gerade diese Universität hatte beziehen müssen, während doch in Halle und Jena ein viel regeres geistiges Leben herrschte. Nur ein Mann wurde ihm durch seine Vorlesungen und seinen persönlichen Umgang zum Segen, der Professor Pfarrer Muze1. Dieser, auf dem Boden biblischen Glaubens stehend und ein Christentum der Tat pflegend, wusste die Theologie als eine Wissenschaft des kirchlichen Lebens seinen empfänglichen Hörern lieb und wert zu machen.

Florens hat die praktische theologische Richtung seines Lehrers sich zu eigen gemacht. Das Resultat seines theologischen Studiums war deshalb auch viel weniger eine gründliche und feste Durchbildung in den historischen, exegetischen und systematischen Wissenschaften als eine Tüchtigkeit und Befähigung, den christlichen Glauben und die evangelische Wahrheit ins Leben einzuführen.

In das erste Frankfurter Semester fiel ein tiefer Schatten durch die schwere Krankheit und den Tod seiner geliebten Mutter. Wie hart war es für ihn, dass er nicht nach Hause eilen, die Mutter nicht noch einmal sehen und nicht an ihrem Grabe stehen durfte!
 

Florens Jacob Smend als Kandidat

Mit einem Dekret des reformierten Kirchendirektoriums vom 5. November 1797, das ihm die Kandidatenwürde zuerkannte, kehrte Florens in die Heimat zurück zur großen Freude seines alternden Vaters, den er nun mit Freudigkeit in Predigt und Unterricht unterstützte. Während seiner Kandidatenzeit gewannen die biblisch-theologischen Anschauungen des Kreises Gerhard Hasenkamp-Collenbusch-Menken tiefen Einfluss auf sein Denken. Sie wurden ihm vermittelt durch Christoph Hermann Gottfried Hasenkamp, „Minchens“ Bräutigam, durch dessen Oheim Johann Heinrich Hasenkamp, der manchmal aus Dahle zum heimatlichen Lengerich kam, und zutiefst durch Gottfried Menken, der von seiner Pfarre in Wetzlar aus auch gelegentlich seinen Freund  Hermann Hasenkamp dort besuchte.

Sein theologischer Standpunkt wurde und blieb der einer schlichten, unproblematischen evangelischen Schriftgläubigkeit. Vor dem kirchlichen Lehrbegriff, wie ihn der reformierte Heidelberger Katechismus entfaltet, behielt er zeitlebens Ehrfurcht. Als nach 1817 in Preußen die Union sich ausbreitete, bekannte er sich ebenso freudig zu ihr wie Hermann Hasenkamp. Von dogmatischer Starrheit und Ketzerrichterei wollte er nichts wissen. Er war allezeit zufrieden und erfreut, wo er nur fand, dass man Christum und sein Evangelium lieb hatte.

Die 6 Jahre seiner Kandidatenzeit sollten reich an Enttäuschungen werden. Zunächst befriedigte ihn wohl der Hilfspredigerdienst an des Vaters Seite. Freilich konnte der Vater des Sohnes Predigt nicht immer gut heißen. Wenn der Sohn in praktisch-anfassender Rede an den Willen der Hörer appellierte mit einem aufrüttelnden „Laßt uns - laßt uns“, dann sagte der alte Dogmatikus gemäß seiner Vorstel1ung von der allein wirkenden Gottesgnade wohl verdrießlich: „Su söllt et woll bliewen lauten!“  Bitter aber war’s für Vater und Sohn, als im Winter 1801/02 eine Pfarrstelle in Lengerich frei wurde und nicht Florens, sondern ein fremder Kandidat in sie berufen wurde.
 

Friedrike Hasenkamp – die Braut von Florens Jacob Smend

Wir hatten schon gehört, dass Friederike Hasenkamp im Herbst 1795 als 19jähriges Jüngferlein in das mutterlos gewordene Smendsche Pastorat eingezogen war und dort, wohl um die Jahrhundertwende Florens Braut wurde.

Von der Geburt der Johanna Luisa Katharina Friederike am 15.November 1776 ist in Gerhard Hasenkamps Biographie berichtet worden. Da ihr Vater den ersten Namen Johanna, aus Liebe zu seinen beiden Sohweizer Freunden Johann Kaspar Lavater und Johann Konrad Pfenniger, an deren Geburtstag sie geboren war, und die er zu des Kindes Paten bat, gewählt hatte, sollte man meinen, dass ihr Rufname „Johanna“ geworden sei. Aber sie ist stets Friederike genannt worden, wohl nach ihrem Großvater Friedrich Kriege, den beide Eltern so hochverehrt haben. Ohne Vater wuchs Friederike heran, geleitet von den starken Händen ihrer einzig tüchtigen Mutter, der sie zeitlebens mit tiefster Ehrfurcht und innigster Liebe verbunden geblieben ist.

Ihr Oheim Friedrich Arnold Hasenkamp wurde ihr Lehrer und Erzieher und vermittelte ihr eine reiche Bildung des Geistes und eine tiefe Glaubenserkenntnis. Am stärksten hat aber wohl der Mutter geistes~ und glaubensmächtige Frömmigkeit ihr Herz und Gemüt geprägt. Als sie 1195 nach Arnold Hasenkamps Tode mit der Mutter und den Brüdern nach Lengerich übersiedelte, blieb die feinsinnige und nachdenkliche junge Christin im Verkehr mit den Geistesgenossen des Vaters und des Oheims, namentlich mit dem Barmer Kreis und dem einzigen noch übrigen Halbbruder ihres Vaters, dem glaubensinnigen Pastor Johann Heinrich Hasenkamp in Dahle. Er war ihr Vertrauter, dem sie in besonderen Lagen ihr Herz ausschüttete. In der bekannten Sammlung von J.Heinr. Hasenkamps „Christlichen Briefen“ (4.Auf1. Elberfeld) ist der 42. Brief (S.103-105) an Friederike gerichtet. Sie hatte ihm offenbar den wechselnden Zustand ihrer Seele, bald Freude, bald Niedergeschlagenheit, geschildert.

D. Gottfried Smend wird recht haben, wenn er meint, daß des Oheims im Geiste pietistischer Weltflucht geschriebener Seelsorgebrief das Gemüt der jungen Braut schwerlich aufgeriohtet habe. Wie viel wohltuender, so sagt Gottfried Smend, wären damals für sie wohl Worte gewesen, wie sie D.Gottfr. Menken einstmals einem Freunde schrieb: „Entferne doch nur alles aus deinem Christentum, wodurch es den Anschein des Finstern und Traurigen erhalten und andere zurückscheuchen könnte, indem er sie in dem unseligen Irrtum bestärkt, als sei das Christentum eine traurige, freudlose Sache, da es doch so ganz und gar und überschwenglich freudvoll ist.“

Dieser glaubensfreudige Geist hat später auch in Friederikes Herz, Haus und Leben die Herrschaft gewonnen und es mit Sonne gefüllt.
 

Florens Jacob Smend und Friederike Hasenkamp in Wetzlar

Im Oktober 1802 wurde Gottfried Menken aus Wetzlar, wo er seit 1796 als reformierter Prediger gewirkt hatte, in seine Vaterstadt Bremen an St. Martini berufen. Er schlug dem Wetzlarer Presbyterium seinen Freund Hermann Hasenkamp, der schon als sein Gehilfe in Wetzlar gewirkt hatte, als Nachfolger vor. Aber dieser glaubte sein Pfarramt in Lotte, das er erst 1800 übernommen hatte, nicht verlassen zu dürfen, und ebnete nun seinem Schwager Florens Smend den Weg nach Wetzlar. Am 2.1.1803 schrieb er an seinen Oheim in Dahle: „Ich sehe es viel lieber, dass mein Schwager Smend mit Friederike nach Wetzlar zieht. Morgen reiset ersterer nach Wetzlar ab, um am 30. Januar sich dort hören zu lassen. Es hat viel Überlegung, Schlaflosigkeit, Seufzer, Tränen, Gebete gekostet, ehe Smend zur Annahme jenes Antrags sich entschließen konnte.

Der Vater, von seiner Empfindung übermannt, wollte erst nicht dran, wurde gar hart gegen seinen Sohn, der das Hingehen als seine Pflicht äußerte. Das Wort Jesu, das meine Mutter endlich mit fester Stimme in sein Ohr rief „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert“, das ... ist dem alten Vater doch endlich zu schwer geworden, und, es selbst oft wiederholend, hat er sich nun ganz darein gegeben und wird, wenn Florens gewählt wird, ihn mit vollem Segen ziehen lassen.“

Florens wurde gewählt und folgte freudig dem Ruf. Natürlich ging er nicht allein. Wie am 5. Juli 1803 seine Hochzeit mit Friederike gefeiert wurde, haben wir bereits gehört. Mit dem jungen Paar aber zog die von ihrer geliebten einzigen Tochter unzertrennliche Mutter Anna Elisabeth Hasenkamp nach Wetzlar.

In Wetzlar erwartete sie ein freundliches Heim. Florens kam in eine kleine, aber durch Menkens sechsjährige Tätigkeit sehr angeregte Gemeinde und in einen hochgebildeten Verkehrskreis. War doch Wetzlar Sitz des Reichskammergerichts. Denken wir nur an Goethes Erlebnisse in der alten schönen Stadt. Mit einem Menken konnte Florens Smend sich nicht messen. Seine Predigtgabe überragte nicht den Durchschnitt. Aber er brachte ein warmes Herz für sein Amt mit und mühte sich, in Menkens Bahnen zu wandeln und in seinem Geiste zu wirken. Bei seiner klugen frommen Schwiegermutter Anna Elisabeth fand er darin ebenso ernste Kritik wie liebevolle Förderung. Sie schrieb schon im ersten Jahr aus Wetzlar an eine Freundin: „Mein Sohn hat in diesen Ostertagen mich sehr durch seine Predigt erfreut, da er noch immer fortfährt, zu wachsen in der Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, und die Liebe Gottes im Angesicht Jesu Christi seinen Zuhörern anpreist und sie zur Gegenliebe auffordert. Wenn ich so in der Kirche sitze und zuhöre, so fällt mir manchmal ein, wie würde sich dein seliger Mann freuen, wenn er seinen Sohn und Schwiegersohn predigen hörte, so wie er selbst es wünschte. Doch weiß er’s vielleicht durch den Dienst der EnKel und freut sich im Himmel darüber.“

Im Juni 1804 gebar Friederike ihren ersten Sohn. Nach seinem Großväter Hermann Rudolf genannt. Die Geburt war schwer, der Mutter Leben gefährdet. Friederike war froh, dass sie ihre tatkräftige Mutter um sich hatte. Je größer die Gefahr, je heißer das Flehen zu Gott, um so größer hernach der Freudedank. Aber das Glück sollte nicht lange währen. Schon im nächsten Jahre wurde das Kind den Eltern wieder genommen. Vater Florens verfiel in Schwermut, bald auch in gefährliche Krankheit. Erst nach anhaltendem Gebrauch von Chinin und längerer Trinkkur in Pyrmont fand er Kraft und Gesundheit wieder. Sein Innenleben vertiefte sich durch das Leid. Anna Elisabeth bezeugte von ihrem Schwiegersohn: „Er nimmt sehr zu an Erkenntnis und Verkündigung der Wahrheit, und ich habe viele Freude, wenn ich ihn predigen höre. Er ist hier der einzige, welcher die Wahrheit zur Gottseligkeit sucht rein und lauter zu verkündigen.“
 

Heimweh  

Mehr und mehr griff unter den schweren Erlebnissen das Heimweh nach den Herzen des Paares und der Ahne. Namentlich Florens konnte sich nicht in die Entfernung von seinem Vater und dem Vaterland Tecklenburg schicken und fand nicht die rechte Befriedigung in seinem Amt. Ihn tröstete aber die glückliche Geburt eines zweiten Sohnes am 22.5.1806. In ihm sollte der erstgeborene fortleben. Deshalb wurde er auch Rudolf genannt. Er gedieh zu aller Freude. Freilich war er ein unruhiger Gesell, der seiner treuen Rüterin, der ins 60. Lebensjahr schreitenden Großmutter, viel zu schaffen machte, besonders im Winter, wo ·alle in einer Stube beisammen leben mussten.

1808 gesellte sich noch ein Brüderchen hinzu, das Albreoht Julius genannt wurde. Trotz des häuslichen Glückes lebten sich die Eltern nicht fester ein.  Auch die Großmutter Hasenkamp konnte in der Fremde nicht warm werden. Ihr fehlten die heimatlichen Gewohnheiten auf Schritt und Tritt. Es machte sie ganz unglücklich, als beim Einschlachten ein Metzgerbursche die Würste machte, was sie immer so gern selbst getan hatte. Auch das Fernsein von ihren eigenen Söhnen Friedrich und Hermann war ihr hart. Sie tröstete sich nur mit dem Vertrauen zu Gottes Vatergüte, er werde den Söhnen für das Entbehren der Mutter eine andere Freude schenken.

Dazu kam noch das Leid, dass teure Menschen, mit denen sie in erquickender geistlicher Gemeinschaft stand, ihr durch den Tod entrissen wurden. Besonders erschütterte sie der Tod des Bibelforschers, dem ihr Mann, seine Brüder und D. Menken tiefste Erkenntnis verdankten, Dr.med. Samuel Collenbusch am 1. September 1803. Unter dem Eindruck seines Todes schrieb Anna Elisabeth an ihre geistesverwandte Freundin Frau Schröder in Osnabrück: „Das Wort unsere sterbenden Freundes, daß wir erst beten und dann überlegen sollen, will ich mir auch recht ins Gedächtnis fassen. Wie manches wichtige Wort, wie manchen Aufschluß aus der Heiligen Schrift, wie viele Ermahnungen und Ermunterungen haben wir von ihm in Händen. Dies muss uns nun nach seinem Tode noch werter werden. Ja, viele unserer Freunde sind schon vorausgegangen, die unser dort warten. Möchte unser Ende sein wie ihr Ende. So könnten wir mit Freude wieder in ihre Arme eilen, und sie würden uns gern in ihre Gesellschaft nehmen und uns dort zurechtweisen. Wir wollen Fleiß tun, einzukommen in die Ruhe, die dem Volke Gottes noch vorhanden ist."
 

Heimkehr nach Tecklenburg

So war es eine große Erleichterung für alle, als im Herbst 1808 die Pfarrstelle in Ledde bei Tecklenburg frei und Florens Smend angeboten wurde. Noch am Begräbnistage des Vorgängers erwählte die Gemeinde Ledde ihn einmütig zum Nachfolger und bat die Behörde um seine Berufung. Sein Schwager Hermann Hasenkamp in Lotte stand gewiß dieser Wendung nicht fern. Schrieb er doch damals dem Oheim Johann Heinrich Hasenkamp in Dahle: “Helfen Sie beten, daß dies weiter gelingt. Denn gar groß wird der Nutzen für die Gemeinde und gar groß

die Freude für die Mutter und für uns sein. Ihr ältester Sohn (Friedrich Hasenkamp) steht nun in Lengerich (als Rektor). So hätte sie uns alle dichte beisammen.“

Der schöne Plan gelang. Die Pfarrstelle in Ledde wurde Florens übertragen. So war die Freude gleich groß bei dem alten Vater Rudolf Smend wie bei den Kindern in Wetzlar und allen Hasenkamp. In dreitägiger Fahrt brachte der Wagen die Wetzlarer ins „Vaterland“. Alle Mühsale und Beschwerden des Umzugs mit den kleinen Bübchen wurden fröhlich überstanden. Wenn sie auch in Ledde das alte Pfarrhaus so verfallen und feucht vorfanden, dass die Pilze aus den Wänden wuchsen, fühlten sie sich doch glücklich in den bekannten Verhältnissen. Die Großmama Hasenkamp, die sich am allermeisten freute, rief ganz vergnügt und zufrieden am ersten Abend aus: ,,0 ich bin hier schon ganz zu Hause. „

Florens fand sich schnell in der neuen Arbeit zurecht und fühlte sich wohl. Aber viel Leid brach über sein Haus herein. Fünf Kinder wurde ihnen in Ledde geschenkt, und drei sind ihnen dort gestorben. Zweimal erlitten sie nächtlichen Einbruch. Längere Zeit hatten sie das "Nervenfieber" 1m Hause, an dem besonders Florens schwer danieder lag. Da ist die Großmutter Hasenkamp wieder mit ihrem festen Glauben und ihrer hilfsbereiten Liebe so recht des Hauses Stütze gewesen. Sie ließ sich allezeit fröhlich genügen an dem schlichten dörflichen Leben, während ihre Tochter Friederike oft sehnsüchtig am Fenster stand und in die Weite spähte, ja wohl manchmal, wenn kein anderes Fuhrwerk zu haben war, sich auf einen einfachen Ackerwagen setzte, um einmal herauszukommen. Der enge, schlichte Kreis der Hausfrau befriedigte sie nicht. Gern ließ sie sich die Sorge für das Hauswesen ganz von der Mutter Hasenkamp abnehmen. Es wird erzählt, dass man sie nie mit einer Schürze gesehen habe.
 

Die Freiheitskriege 1813-1815  –  Pastoren als Landsturmkommandanten

Mit heißem Herzen erlebten die beiden Schwäger Florens Smend und Hermann Hasenkamp die Freiheitskriege von 1813 - 1815. Hermann Hasenkamp dichtete in vaterländischer Begeisterung Lieder. Selbst zu militärischem Dienet vereinten sich beide. Als 1814 in der Lengericher Gegend der Landsturm organisiert wurde, bekam Florens Smend den Auftrag  als Kommandant der gesamten Landsturm-Kavallerie des Kreises Musterungen und Übungen der berittenen Mannschaften zu leiten. Wegen seiner Tüchtigkeit im Reiten und seines Patriotismus hatte man ihn zu dieser eigentümlichen Würde erkoren. Es sind noch Anschreiben an ihn vorhanden, worin sein Eifer und seine Geschicklichkeit belobt werden, auch ein Bericht von seiner Hand über die ersten abgehaltenen Revüen. Im Haberfelde wurde von ihm zusammen mit Hermann Hasenkamp, der die Landsturm-Infanterie, wie die Smendsche Überlieferung behauptet, mit wohl noch mehr militärischer Kraft und Haltung zu kommandieren verstand, eine Art von Manöver abgehalten. Freilich war dies sonderbare Kriegsschauspiel nur von kurzer Dauer.
 

Florens Jacob Smend als Pfarrer und Superintendent in Lengerich

Das Jahr 1819 führte die Leddische Pfarrerfamilie in die engste Heimat Lengerich zurück, wo Florens Smend das von seinem Vater so lange bekleidete Pfarramt übernahm. Schnell fanden sich alle in den ihnen ja völlig vertrauten Verhältnissen zurecht. Das ererbte eigene Smend-Haus mit dem schönen großen Garten trug viel dazu bei. Ein großer Kreis von Verwandten und Freunden lebte rings um sie her. Mit ihnen und den eigenen 5 Kindern durften sie 1828 fröhlich und dankbar die silberne Hochzeit feiern. Draußen auf dem Hof war ein großes Zelt für den Mittagstisch hergerichtet, an dem die zahlreiche Festgesellschaft sich um das Jubelpaar sammelte.

Florens Smend erwarb sich viel Liebe in seiner Gemeinde sowohl durch ein kräftiges und praktisches Zeugnis wie durch seine Weitherzigkeit und Liebe, die er jedermann empfinden ließ. Vielen wurde er Berater und Helfer, namentlioh im engen und weiteren Freundeskreis.

Auch seine kirchliche Behörde wurde auf ihn aufmerksam, würdigte seine gewissenhafte Amtsarbeit und berief ihn 1829 zum Schulinspektor und Königlichen Superintendenten auf Lebenszeit. Dem Roten Adlerorden IV. Kl. Folgte später die III.. Klasse mit der Schleife. Der Dekorierte zeigte sich dafür gar nicht unempfänglich, sondern dankbar und froh. ... Vor allem leuohten aus seinen Augen Freude und Freundlichkeit. Bezeichnend für sein Tatchristentum ist das Paulus-Wort, das er wohl selbst als Wahlspruch unter sein Bild geschrieben hat: „Das Reich Gottes stehet nicht in Worten, sondern in Kraft.“ (1.Kor.4, 20)
 

Familien-Tragödien

Während die jugendliche Friederike als eine wenn auch beschauliche, so doch herzensheitere Persönlichkeit beschrieben wird, weiß die Smendsche Überlieferung von den letzten Jahrzehnten ihres Lebens zu berichten, dass sie zu einer gewissen lamentablen Art neigte, die an jeder Last schwerer trug, als es nötig war, und damit sich und andern manche Stunde vergällte. So musste viel Rücksicht auf sie genommen werden, die sie meist nicht einmal als solche empfand. Aber trotzdem ist Sie ihrem Mann eine verständnisvolle und treue Gefährtin und ihren Kindern eine liebevolle und opferfreudige Mutter gewesen. Wenn sie nicht die schier einzigartige Schaffens- und Tragkraft ihrer Mutter besessen hat, so darf doch niemand gering von ihr denken. Allzu oft und tief hat der Pflug des Leides den Acker ihres Mutterherzens durchschnitten.

Schwer trug sie an dem Verlust des erstgeborenen Sohnes in Wetzlar, schwerer noch an dem Tode von drei jungen Kindern in Ledde. Das Allerschwerste aber musste sie in Lengerich erleiden, den heißen Schmerz, drei erwachsene Kinder aus dem vollen Loben scheiden zu sehen.

Zuerst war es der hochbegabte Julius, der den Eltern entrissen wurde. Geboren 1808 hatte er das Gymnasium in Soest absolviert, von 1826-29 in Berlin Theologie studiert, die theologischen Prüfungen in Münster 1830 und 1831 „sehr gut“ bestanden und wurde1833 als Pfarramtskandidat Rektor in Lengerich. Hier zog er sich durch kaltes Trinken eine schwere innere Krankheit zu, die ihn sehr behinderte und niederdrückte. Eine Zeit lang hielt er Schule in seiner Wohnung, bis er auch das aufgeben musste. Eines Tages befiel ihn beim Mittagessen ein Krampfanfall, in dem er seinen Geist aufgab (am 15.3.1834).

Zwei Jahre später, am 8.2.1836 starb der jüngste, am 31.12.1815 geborene Sohn Gottfried in Bremen. Von Kindheit an war er asthmatisch gewesen, dabei ein gutherziger, weichmütiger, frommer Junge. Der einzige Bruder seines Vaters, Hermann Smend in Bremen nahm  ihn als kaufmännischen Lehrling in sein Geschäft und Haus. Dort hat er sich tapfer in der Arbeit bewährt, aber in das weltförmige Haus passte er nicht recht hinein. Die Tante war oft krank und der Ohm plagte ihn mit seiner Knurrigkeit. Eine Erholung waren ihm die Besuche bei Tante Minchen Hasenkamp in Vegesack. Allmählich verschlimmerte sich sein Brustleiden, fromm schickte er sich in alles. Als er bettlägrig wurde und das Heimweh nicht mehr bezwingen konnte, wurde seine einzige Schwester Elise ihm zur Gesellschaft und Pflege nach Bremen gesandt. Sie fand ihn schwach und elend, aber ohne Ahnung von seinem nahen Tode. Hilfs- und trostbedürftig, wie sie war, bat sie eines Abends Gott innig, ihr doch eine Hilfe, einen Freund zu senden. Zu derselben Stunde kommt zu dem Pastor an St.Stephani Friedrich Mallet (der berühmte Prediger, Dr. theol. Urgroßvater von Elisabeth Mallet; Dr. Hermann Hasenkamps Frau ein Bote mit der Bitte, sogleich nach der Langenstraße zu kommen, wo ein Kranker seiner warte. Er kennt den Boten nicht, auch liegt das Haus nicht in seiner Gemeinde. Aber er macht sich auf den 'Weg, findet Elise am Krankenbette und ist dann ihr treuer Berater geworden. Diese Gebetserhörung ist ihr lebenslang ein starker Trost geblieben.

Am 8. Februar 1836 entschlief der Bruder. Die Leiche brachte sie nach  Lengerich, wo sie an der Seite des voraufgegangenen Bruders Julius beigesetzt wurde. Der bitterste Schmerz für die Eltern war wohl der, dass sie auch Elise, ihre einzige Tochter, hingeben mussten. Sie heiratete 1836, nicht ganz nach dem Sinn und Willen ihres Vaters, den Vetter Friedrich Stapenhorst, Pfarrer in Mellingen. Im September 1837 gebar sie einen gesunden Knaben. Dann aber brach ein Lungenleiden aus. Im März 1839 starb sie im Mettinger Pfarrhause im Alter von 29 Jahren und wurde nach ihrem Wunsch auf dem Lengericher Friedhof neben ihren Brüdern begraben. Der tief erschütterte Vater schrieb auf ihr Grab "Ich liege und schlafe ganz mit Frieden, denn du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne“.
 

Die große Familie im Tecklenburger Land

All dies jahrelange Leid hatte wie eine schwere dunkle Wolke über dem Lengericher Pfarrhause gelegen. Dazu kam für Florens Smend eine oft unerträgliche Arbeitslast. Die Gemeinde machte große Ansprüche an seine Zeit und Kraft. Mit der Predigt nahm er es sehr ernst und bereitete sich stets gewissenhaft vor. In Stadt und Bauernschaft machte er fleißig Krankenbesuche.

Daneben schuf ihm die Superintendantur viel Arbeit mit dem ihm stets unerqicklichen Aktenwesen, den Konferenzen und Berichten an die Behörden, in denen er sich bei aller Überbürdung doch immer einer gründlichen Gewissenhaftigkeit befleißigte. Eine Zeitlang dachte er wohl ans Fortgehen, als die Pfarrstelle in Vegesack durch den Tod seines Schwagers Hermann Hasenkamp freigeworden war. Aber im Grunde hatte er keine Neigung dorthin, und auch die Familie wollte nichts davon wissen.

Auch an seiner Frau Friederike hatte er mancherlei zu tragen. Sie war – wie ihr Bruder Hermann Hasenkamp - viel von Kopfschmerzen geplagt und mit sich selbst beschäftigt, daher weniger empfänglich für alles, was auf das Haus eindrang. So schrieb der Vater einmal an die Kinder: ,,’Ihr möget euch freuen, daß ihr noch einen Vater in der ‚Welt habt, der euch mit großer Liebe und Vertrauen auf dem Herzen trägt. Nicht als wenn Eure Mutter das nicht auch täte, allein die hat so viel mehr Ruhe und. Gleichmut und schaut die Dinge mehr verständig an und meint, wir könnten mit dem Schreiben wohl noch warten. Im Grunde hat sie sich von dem Schreiben zu viel abgewöhnt und kommt dann nicht so leicht dazu wie unser einer, der die Feder immer in der Hand haben muss.“ (Ubrigens haben auch meine Urgroßmutter Wilhelmine Hasenkamp in Vegesack und meine Großmutter Johanna Hasenkamp in Lehe das Briefschreiben ihren pastoralen Gatten überlassen und  selbst nur sehr wenig zum Schreibrohr gegriffen).

Der Grundton des häuslichen Lebens blieb jedenfalls immer der einer aufrichtigen und gottgeheiligten Liebe. Auch die Smendsche Gemütlichkeit war in der Lengericher Pfarre stets zuhause, wenn man sich abends um das Herdfeuer sammelte, der Hausherr seine Pfeife rauchte und man sich austauschte über des Tages Werke und der Welt Lauf, oder wenn zu Silvester die unvermeidlichen hergebrachten „Püster“ gebacken wurden. Eine schöne Bereicherung erfuhr das Familienleben dadurch, daß 1840 der älteste Sohn Rudolf mit Frau und 3 Kindern nach 7 Jahren in der Pfarrei Prym/Eifel als Pfarrer im benachbarten Leeden einzog und ein lebhafter Verkehr hin und her einsetzte. In Lengerich selbst war der jüngste Sohn Friedrich seit 1842 Hilfsprediger, und 1843 durfte ihn der Vater als zweiten Pastor in seiner eigenen Gemeinde einführen, so dass alle, die von dem einst so großen Familienkreise noch geblieben waren, nun einander nahe waren und blieben bis ans Ende.
 

Die letzten Jahre von Anna Elisabeth Hasenkamp

Eine besondere Note bekam das häusliche Leben lange Jahre durch die alte Großmutter Hasenkamp Sie zählte bei der Übersiedlung von Florens und Friederike aus Ledde nach Lengerich (1819) schon 72 Jahre, fand sich als rüstige Hausfrau aber schnell wieder in den heimatlichen Verhältnissen zurecht und konnte nun wieder im alten großen Familienkreise leben. Nachts schlief sie bei ihrem Sohne Friedrich auf der Neustadt, der als Rektor an der Lateinischen Schule angestellt war und in kinderloser Ehe mit seiner Frau lebte. Abends nach Tisch wanderte die Mutter, im Winter ein Laternchen tragend, jede Begleitung ablehnend, vom Smendschen Pfarrhause zu ihrem Sohn, kam morgens nach dem Kaffee wieder und sorgte mit fleißiger Geschäftigkeit für den Mittagstisch, im Sommer auch für den Garten, während sie im Winter spann mit großem Fleiß. Dabei war sie geistig sehr angeregt, hatte bei ihrem Mann einst Latein und Griechisch gründlich gelernt, so daß sie bis ins hohe Alter sonntags ein griechisches Neues Testament mit zur Kirche nahm, um den Urtext nachzulesen. Abends beim Spinnrad war sie den Enkeln ein lebendiges Lexikon, und unter ihrer Aufsicht mussten die munteren Knaben still und fleißig ihre Arbeiten für die Schule machen. Wurden .sie einmal unruhig, dann mussten sie zum Schluss das schöne lange Lied von Paul Gerhardt lesen: „Geduld ist auch von nöten“, was sie nicht gerade gern taten.

Noch 21 Jahre hat Anna Elisabeth Hasenkamp bei Kindern in Lengerich gelebt und ihre Erdenwallfahrt auf 93 Jahre gebracht. In den letzten 10 Jahren blieb sie körperlich noch rüstig und gesund, aber ihr Gedächtnis nahm ab, und es war ihr sehr bitter, das Regiment in der Küche niederzulegen. Aber das mu.ßte doch sein, da sie oft das Nötigste bei den Speisen vergaß, Salz, Eier u. dergl. Einmal hatte sie bei einem Kirchgang bei Glatteis durch Fallen das Bein gebrochen und das stille Liegen ist ihr eine schwere  Geduldsprobe geworden. Die Tage wurden ihr in den letzten Lebenstagen immer lang. Ihre schöne alte Uhr zog sie oft auf, weil sie den Abend schon herbeigekommen glaubte. Die Dämmerung liebte sie nicht. Sie konnte auf die Lampe wartend wohl vor sich hinsagen: „Sie liebten die Finsternis mehr als das Licht.“ Auch hörten ihre Enkel sie am Fenster stehend einst einen wunderschönen lateinischen Vers sprechen, der in freier Übersetzung lautete: „Nicht im Finsteren wohnet das Heil, nach Licht verlangen wir alle“.

Von Lebensüberdruss war keine Spur bei ihr zu finden. Oftmals sagte sie: „Ich will gern’ noch hier unten bleiben, wenn mein Leben ein tägliches Lernen ist an dem, was mich in der Ewigkeit erfreuen soll.“ Sie dachte wie ihr 1814 heimgegangener Schwager Johann Heinrioh Hasenkamp, der einmal schrieb: „Ich bin in beiden Welten etabliert; ich habe jetzt mehr als sonst eine Sehnsucht, meinen Eltern und allen Menschen, mit welchen Gott mich hier in der Welt in nähere Verbindung gebracht hat und durch welche er mich oft erfreut und auf mancherlei Weise gesegnet hat, in jener Welt zur Freude und zum Segen zu sein.“

Mit schwachen Händen wollte sie immer noch helfen, wo es zu tun gab, auch den Tisch wohl abräumen und packte dabei wohl Tassen und Löffelchen in ihre Schürze. In dem großen Zimmer des alten Smendschen Hauses hingen an der Wand die alten Ahnenbilder, an denen die Großmutter ihre ganz besondere Freude hatte. Als einst dorthin ein Weinreisender geführt wurde und die Greisin fragte: Das sind wohl Verwandte von ihnen?, da hat sie ihre alten Hände gefaltet und andächtig den Vers gesagt:

Dort finde ich sie wieder,
die Frommen allzumal,
dort lieben auch wie Brüder
die Heiligen ohne Zahl.
Die Engel selber sich

dort mein nicht werden schämen,
mich in die Mitte nehmen,
um mich sein ewiglich.

Kurz vor ihrem Ende hatte ihr Enkel Friedrich sie noch französisch, was sie besonders liebte, gefragt: Comment vous portez vous chere grandmere ? worauf sie lächelnd geantwortet: misé rablement !

Ihr Tod war wohl Schwäche infolge des hohen Alters. Sie hat nicht viel gelitten, aber viel gebetet mit lauter Stimme und ist dann am 21. Februar 1842 sanft und selig eingeschlafen. Sie ruht nahe bei den Kindern und Enkeln auf dem Lengericher Kirchhofe. Auf ihrem Grabstein steht geschrieben: Es ist noch Ruhe vorhanden dem Volkes Gottes. Denn wer zu seiner Ruhe gekommen ist, der ruht auch von seinen Werken gleich wie Gott von seinen.“ (Hebräer 4, 9-10).
 

Die letzten Lebensjahre von Florens Jacob Smend und Friederike Hasenkamp

Florens Smend hatte sich im ganzen einer festen Gesundheit zu erfreuen und behielt bei einem mäßigen und dabei arbeitsamen Leben seine jugendliche Kraft sehr lange. Oft hat er gesagt, wie sr bis an sein 60. Jahr noch keine Abnahme seiner Kräfte habe spüren können. Indessen sah er ziemlich früh schon aus dem Grunde älter aus, weil nach einem Familienerbe sein Haar schon seit seinem 40. Lebensjahr sehr bleichte. Er hat wohl darüber gelächelt, daß man ihn an fremden Orten diesem Anschein nach gewöhnlich den alten Mann nannte, während er selbst sich noch frisch und jung fühlte. Mit seinen schönen blauen Augen konnte er bis an sein Ende in die Ferne sehr scharf sehen, obgleich er beim Lesen sich längst einer Brille bedienen musste.

Er war allezeit ein schlechter Fußgänger, aber desto rascher zu Pferde und meinte oft scherzend, dass er ein guter Kavallerist hätte werden können. 1839 erkrankte er an Typhus. Seitdem hat er sich nie mehr ganz gesund gefühlt. Im Frühling 1841 schien er noch einmal recht aufzuleben. Er nahm an der Huldigung vor dem neuen König Friedrich Wilhelm IV. in Berlin teil. Aber in diesem Jahre befiel ihn die Fußgicht. Chronischer Husten plagte ihn auch.

1843 ging es mehr und mehr bergab. Zwar war „er auf der Hochzeit seines Sohnes Friedrich [Smend] mit Adelheid Gauhe in Barmen noch recht heiter, aber auf der Reise, die er nachher mit den Kindern an den Rhein machte, zog er sich vermehrte Leiden zu. Es kam hinzu, dass in diesem Jahre hintereinander seine letzten Geschwister wegstarben: zuerst die Witwe Wilhelmine Hasenkamp (im Pastorat ihres Sohnes Gerhard Hermann Johann Heinrich Hasenkamp zu Ringstädte bei Bremerhaven), darauf der darauf der Bruder Friedrich Hermann Smend in Bremen , endlich die Pfarrerswitwe Sophie Stapenhorst in Lengerich.

Im Winter 1843 auf 44 war er schon so leidend, daß er manche Predigten und den Katechumenenunterricht ganz abgeben musste. Von einer Badereise nach Ems im Sommer 1844 kehrte er elender zurück, als er gegangen war. Auffallend war es, daß er im Herbst noch die Kraft fand, an der 4. westfälischen Provinzialsynode teilzunehmen. Neujahr 1845 hielt er seine letzte Predigt (über den 93. Psalm).

Die Krankheit der inneren Organe (Tuberkulose?) schritt rasch fort. Am. 12. August 1845 erlebte er noch die große Freude. dass er seine beiden letzten Enkel taufen konnte. 12 Tage später ging er heim, am 24. August. einem Sonntag. Gegen 7 Uhr morgens trat der Todeskampf ein. Herzbeängstigungen quälten ihn. Er erkannte noch die Seinen und flüsterte: „Adieu“! Als sein Sohn Rudolf ihm die Worte „Wenn ich einmal soll scheiden“ vorsprach und einmal innehielt, sagte er noch vernehmlich; „Weiter, weiter!“ Dann entschlummerte er. Gegen 10 Uhr, als eben noch in der Kirche für ihn gebetet wurde, verschied er sanft und still unter dem Gebet und den Tränen der Seinen.

Die Todesnachricht, die noch der in der Kirche versammelten Gemeinde mitgeteilt wurde, erregte schmerzliche Betrübnis. Groß war die Teilnahme aus der Gemeinde und Synode bei dem Begräbnis am 28. August 1845. An seinem Sarge sprach Pastor Kobmann, der später Superintendent der Synode wurde.  Die Gedächtnispredigt in der Kirche hielt ihm am 31. August sein alter Amtsbruder Kriege. Auf seinem Grabstein steht das Wort:„Gedenket an eure Lehrer“ (Hebr. 13,7).

Florens Smends Lebensgefährtin Friederike überlebte ihn um 11/2 Jahre.  Sie blieb zunächst in Lengerich bei ihrem jüngsten Sohne Friedrich. Als aber 1846 in Leeden aus dem kinderreichen Pfarrhaus ihres Sohnes Rudolf die Schwiegertochter durch den Tod entrissen wurde, siedelte sie dorthin übor, um dem  gebrochenen Sohne und den verwaisten Kindern das Haus in Ordnung zu halten. Unter der neuen Aufgabe schien die Siebzigjährigo noch einmal aufzuleben. Mancher Austausch über alte Zeiten weckte auch ihren Geist auf. Da erkrankte sie am Weihnachtsabend 1846 an einem katarrhalischem Fieber, dem sie, so leicht es anfangs schien, am 2. Januar 1847 erlag.

Gern wäre sie noch bei ihren lieben Kindern und Enkeln geblieben. Aber  sie sehnte sich noch mehr nach Erlösung von den Banden ihres gebrechlichen Leibes und von aller Unruhe der Erde. Solange sie konnte, rief sie den Namen ihres Heilandes an und wartete auf sein Heil, bis er kam mit sanfter Hand zu erlösen und heimzuführen. Nun war ihr Lieblingslied erfüllt: „Ich bin ein Gast auf Erden." [Quelle: Hasenkamp Chronik, Torhorst Familienarchiv, Siegfried Torhorst]
 

Die “Qualificatio” des  Florens Jacob Smend

Im Jahre 1833, um ein anderes Dokument aus dem Torhorst-Archiv einzuführen, gab es offenbar Diskussionen darüber, ob Florens Jacob Smend eine andere Aufgabe übernehmen sollte. Es ist nicht festzustellen, wer den Auftrag zu einer Beurteilung an das Konsistorium in Münster gab, nur, dass es eine Excellenz gewesen sein muss. Aus dem Schreiben geht auch nicht restlos deutlich hervor („Schul- und Kirchen-Verwaltungsbehörde“), um welche Aufgabe es sich gehandelt hätte, wenn Smend sie übernommen hätte. Dennoch ist das Schreiben, das der Archiv Köchling abgeschrieben und zwischen 1932 und 1935 dem Superintendenten Arnold Torhorst (geb. 1878) übergeben hatte, eine weitere vorzügliche Charakterisierung von Florens J. Smend.

Münster, den 4then Juni 1933
Den Superintendent zu Lengerich betreffendDer Superintendent zu Lengerich, über dessen Qualificatio Euer Excellenz unterm 4. April zur Berichterstattung uns aufgefordert haben, ist aus der Grafschaft Tecklenburg und zwar aus Lengerich gebürtig, wo sein verstorbener Vater als erster Prediger stand. Er machte seinen Schulabschluß auf dem Gymnasium zu Duisburg bei dem damaligen Director Hasenkamp, und seinen ademischen Cursus auf der Universität zu Frankfurt an der Oder.

Das erste Examen pro licentia arcunandi [? unleserlich] bestand er vor dem reformierten Kirchendirctorium zu Berlin und das zweite pro ministerio auf Verfügung des Kirchendirectoriums im Jahre 1802 vor dem damaligen Superintendenten Snethlage und z ... gen[unleserlich] Commissarium der Synode, beyde mit Ruhm.

In diesem nehmlichen Jahre wurde er zum Diaconus communis d. i zum Gehilfen sämmtlicher Prediger der Grafschaft Tecklenburg ernannt, welche Staelle späterhin eingegangen ist. Zu gleicher Zeit erhielt er aber einen Ruf als Prediger bey der reformierten Gemeinde zu Wetzlar an die Stelle des nach Bremen abgegangenen Predigers Menke, und diesem folgte er, ohne das Diaconat angetreten zu haben, im Jahre 1803, mit der zuvor abgegebenen Erklärung, daß er aus Dankbarkeit und Liebe für sein Vaterland zu aller Zeit, wenn er es für nöthig und nützlich finden würde, in dasselbe zurückkehren wolle. Er kehrte auch im Jahr 1809 zurück, als er auf den allgemeinen Wunsch der Gemeinde Ledde im Tecklenburgischen, zum Prediger daselbst ernannt wurde.

Im Jahr 1809 wurde er, nachdem sein hochbejahrter Vater in Ruhestand versetzt worden und der zweyte Ortspfarrer in dessen Stelle eingerückt war, ebenfalls nach dem Wunsche der Gemeinde, als zweiter Prediger in Lengerich angestellt. Schon bald nach Beginn dieser hiesigen amtlichen Wirksamkeit hatten wir ihn als einen vorzüglich tüchtigen Geistlichen kennen gelernt und wir bedauerten, daß früherhin nicht auf ihn die Wahl zum Superintendenten gefallen war und daß er bey seiner Versetzung vor Ledde nach Lengerich nur die eine gering dotierte Stelle gegen die andere vertauscht hatte. Es fand sich keine Gelegenheit zu seiner Verbesserung und dje Verbesserung hätte bedeutend sein müssen, wenn er dadurch sich hätte bewogen sollen, damals aus seinem Heimatorthe und seinen dasigen Verhältnissen zu scheiden und in eine andere Gegend zu ziehen.

Im Jahre 1820 wurde er als Kreis-Schul-Inspector angeordnet, wir haben, ob er gleich

mit dem Elementarschulwesen sich noch nicht gehörig bekannt gemacht zu haben bekannte, das zuversichtliche Vertrauen, daß er als ein gutbegabter, lebhafter und für alles Gute bereitwilliger und betriebsamer Mann sich sehr bald in dem, was zur Verwaltung einer Schulinspectio erforderlich ist, ... [unleserlich] werde, und er hat unser Vertrauen völlig gerechtferttgt Jahre 1830 fand sich die Gelegenheit, ihn, unter Beybehaltung der Schulinspectio eines Theils des Kreises, auch als Superintendenten der Diöcese anzustellen. Daß er, wie als Schulinspector, so auch als Superintendent, sein Amt höchst würdig und mit dem besten Erfolge versieht, ist Euer Excellenz aus mehreren unsrer früheren Berichte bekannt.

Was seine wissenschaftliche Bildung betrifft, so bemerken wir, daß er von den philosophischen, philologischen und theologischen Disciplinen gerade nicht zu einem Gegenstande eines tiefen,und gelehrten Studiums gemacht, daß er aber auf dem gutgelegten Grunde seiner Schul-und akademischen Bildung fortgebaut hat, dass er, soweit ihn seine sehr vielen pfarramtlichen Geschäfte in einer Gemeinde von 6000 Seelen Muße lassen, seine Studien fleißig fortsetzt, daß er diese jedoch meistens auf dasjenige beschränken muß, was in den Beruf eines praktischen Geistlichen einschlägt, und daß er mit Recht ein ausgezeichneter Pfarrer genannt werden kann. Er ist ein denkender mit sehr guten Kenntnissen ausgerüsteter, einsichtsvoller, besonnener, bescheidener, überaus wohlwollender, ächt christlich gesinnter biederherziger Geistlicher. Er besitzt zu einem eingreifenden [?] Wirken eben so viel Energie als Umsicht und Gewandtheit, und befindet sich noch lebhaft und rüstig in dem kräftigen Alter unter 60 Jahren. Hinsichtlich seiner theologischen Richtung hält er sich mit ungeheuchelter Zuversicht am biblischen Christenthum und ist frey von Einseitgkeit, Uebertreibungen und Unduldsamkeit. Seine Geschicklichkeit, sein sittlicher Charakter, seine persönliche Würde und seine Amtsfiihrung sichern ihm überall Achtung und Vertrauen. Als Prediger hält er recht ...[?]liche Vorträge, die wegen ihres Inhalts, und, wenn man sich an eine Anfangs etwas auffallende Eigenheit in seiner Gestikulation gewöhnt hat, auch wegen seiner herzlichen Ansprache sehr gern gehört werden.

Ob er sich noch gerne aus seinem jetzigen Wirkungskreis werde versetzen lasse, ist uns nicht bekannt. Hierüber würde sein vertrauter Freund, der Präsident von Bodelschwingh zu Trier, Auskunft geben können. Wir sind der Meynung, daß er ebensogut wie in seiner Superintendantur und Schulinspection auch in einer Schul- und Kirchen- Verwaltungsbehörde seinen Posten ausfüllen würde, und würden, wenn Ew. Excellenz ihn, auch zur Verbesserung seiner Lage versetzen wollten, seinen Verlust aus unserm Bereich sehr zu bedauern haben. Münster den 4ten Juny 1833,Königliches Consistorium. [Übertragung: Siegfried Torhorst]

Dank der freundlichen Unterstützung durch den scheidenden Friedhofsverwalter konnten die Grabstätten der Smendfamilie auf dem Friedhof von Lengerich gefunden und hier dokumentiert werden:

LengF1

 

Leng-F2

 

V3