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ZeitLebensZeiten
Version 02.00.5
© ZeitLebensZeiten
2007 ff.
 

Wilhelm Nowack - Theologie in Leipzig

 

 

1925 Nowack ZLZ %

 

Zu den Leipziger Jahren von Wilhelm Nowack finden sich nur wenige Zeilen im Nachruf von Gustav Anrich aus dem Jahr 1928:

Er zog sich nach Leipzig zurück, wo seine jüngste Tochter verheiratet war. Der dortigen theologischen Fakultät angegliedert, konnte er noch eine Reihe von Jahren seine Vorlesungen literarischen Arbeiten fortsetzen.

Daneben entfaltete er im „Bund für Gegenwartschristentum“ als Vortragender und Diskussionsredner eine sehr geschätzte Tätigkeit.

Nachdem er im März 1927 den tiefsten Schmerz hatte erleben müssen, den Verlust seiner langjährigen treuen Lebensgefährtin, begannen auch auf sein Leben sich die Schatten zu senken, bis er am 28. Mai I928 von zunehmender Schwäche erlöst wurde. Was einst herb und schroff an ihm gewesen, war in den letzten Jahren zunehmend ruhiger, milder Abgeklärtheit und objektivem Urteil gewichen.“


Aufgrund von immer wieder unterbrochenen, aber doch erfolgreichen Recherchen lassen sich weitere Konturen seines Lebens in Leipzig nachzeichnen.

Die Wohnung

In Leipzig wohnte das Ehepaar Nowack in der Blumengasse 2 [später umbenannt in Scherlstrasse]. Dieses Haus war das Verlagshaus des J.C. Hinrichs-Verlags, in dem ihr Schwiegersohn Gustav Rost mit ihrer Tochter Dora bis 1919 wohnte und arbeitete. Im 2. Stock fanden sie ihre Bleibe bis zum Lebensende..

„Das Haus (in der Blumengasse 2) hatte der Urgroßvater Rost etwa 1850 für sich und seine Familie gekauft. Später wohnte der jüngste Bruder meines Großvaters, David Rost mit seiner Familie im Erdgeschoß. Im 1. Stock wohnte bis 1-2 Jahre vor seinem Tod Adolf Rost (mein Großvater) mit Familie. Mein Vater zog mit meiner Mutter 1919 nach Stötteritz. Im 1. Stock lebte zu meiner Zeit in den 30er Jahren ein Zahnarzt (Dr. Ahnert) mit Praxis. Wilhelm Nowack mit seiner Frau sowie Hanna und Lilli wohnte im 2. Stock. Im Erdgeschoss und in der 1. Etage gingen die Wohnungen über die ganze Etage. Im 2. Stock gab es zwei Wohnungen. Im Dachgeschoss wohnte bis in die 60er Jahre der Hausmeister Michau.
 

Blumengasse2

 

Das Haus und der Verlag blieb im Besitz der Familie, auch über die Zerstörung im Krieg und das Leerwohnen nach 1945 hinaus.Es wurde 1993/94 verkauft und ist jetzt wieder renoviert und genutzt.“ [Quelle: Brigitte Hoffmann, 2009]

In diesem Leipziger Wohnhaus seines Schwiegersohnes bzw. dessen Familie hatte also Wilhelm Nowack eine Bleibe für den Rest seines Leben gefunden. Hier empfing er seine Studenten zu Gesprächen und Seminaren.

 

Bund für Gegenwartchristentum

Nowacks Engagement im „Bund für Gegenwartschristentum“ detailliert zu rekonstruieren ist bisher (2017) nicht gelungen. Die unzähligen Strömungen unter den evangelischen Christen bündelten sich in immer neuen Zusammenschlüssen bzw. trennten sich in immer weitere Untergruppen auf. Wie weit sollten sich Protestanten politisch engagieren und wenn ja, wo? Wie sollte die Bibel ausgelegt und in alltägliches Handeln umgesetzt werden?

Es gelang (noch?) nicht den Überblick zu gewinnen, der es ermöglicht hätte, Nowacks mögliche Position innerhalb der jeweiligen Gruppierungen zumindest zu vermuten. Ganz offenbar aber war der „Bund für Gegenwartschristentum“ fern von nationalistischen Ideen, wenn auch nicht unpolitisch. Aber dies müssen die Fachgelehrten, wenn es sie denn noch interessiert, erörtern und erforschen. Kurzum: Wilhelm Nowack war aktiv, wie weit sein Engagement ging und von welchen Zielen er sich leiten ließ,  muss wohl ungeklärt bleiben.


 

Nowack an der Leipziger Paulinerkirche

Neben den Seminaren war Nowack auch als Prediger an bzw. in der Paulinerkirche tätig. Über den Umfang seiner Tätigkeit gibt es [2017] keine Unterlagen.Inwieweit Nowack neben der Universität, seiner Mitgliedschaft im Bund für Gegenwartchristentum, und den Predigten in der Paulinerkirche auch noch in St. Thomas oder St. Nikolai als Prediger aktiv war entzieht sich der Kenntnis des Heruasgebers. Nur die Pauliner-Aktivitäten wurden in der Familie (ohne im Krieg ggf. vernichtete Belege) überliefert.

Der Ort “Paulinerkirche” ist geschichtsträchtig: Nach der Sprengung der Kirche im Jahre 1968 und der Deutschen Wende 1989 entstand und entsteht am alten Platz Neues:

Das Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli ist ein Gebäude der Universität Leipzig am Augustusplatz. Das Gebäude entsteht seit 2007 an der Stelle, an der am 30. Mai 1968 die Paulinerkirche gesprengt wurde. Das Paulinum als universitätseigenes Gebäude vereinigt unter seinem Dach sowohl wissenschaftliche Institute und die Aula der Universität als auch ihren Andachtsraum. Aula und Andachtsraum sollen für größere Veranstaltungen über einen variablen und transparenten Raumteiler miteinander verbunden werden können.[Quelle: de.wikipedia.org/w/index.php title=Paulinum_(Universität_Leipzig)&oldid=164736702“]
 

Pauli 1

 

Die Fertigstellung des Gebäudes war ursprünglich für das Jubiläumsjahr der Universität 2009 geplant, war bis dahin aber nur zum Teil realisiert. Zur 600-Jahr-Feier im Dezember 2009 waren letztlich nur die Aula und das Foyer zugänglich. ... Das angrenzende Augusteum ist hingegen bereits seit Sommersemester 2012 in Benutzung.

Die Universität erhält mit dem Neubau des Paulinums ein Gebäude, das die neue Aula mit Andachtsraum und Arbeitsräume für Wissenschaftler der Fakultät Mathematik und Informatik enthält. [Quelle: de.wikipedia.org/w/index.php title=Paulinum_(Universität_Leipzig)&oldid=164736702“]

 

Pauli 3

 

Der Paulinerverein e. V. sieht in dem Gebäude den Wiederaufbau der gesprengten Universitätskirche St. Pauli und fordert die kirchliche Entscheidungsbefugnis über seine Nutzung. Der Paulinerverein ist eine Bürgerinitiative, die sich seit Beginn des Neubaus dafür einsetzt, dass das Gebäude den Namen Universitätskirche St. Pauli tragen und kirchlicher Nutzungshoheit unterstehen soll.

Die Bürgerinitiative Für eine weltoffene, weltliche und autonome Universität Leipzig erkennt darin den Versuch, die durch das Grundgesetz vorgegebene Trennung von Staat und Kirche auszuhebeln und letztlich der Leipziger Universität Anschein und Gepräge einer christlichen Bildungsstätte zu verleihen. Die Bürgerinitiative wurde 2008 von Leipziger Bürgerinnen und Bürgern mit dem Ziel gegründet, den gefundenen Harms-Kompromiss (s. u.) zu verteidigen und alle Versuche einer einseitigen geistigen oder geistlichen Beeinflussung und Ausrichtung der Universität abzuwehren.

Unter der Vermittlung von Generalbundesanwältin Monika Harms beschlossen im Dezember 2008 Vertreter der Universität Leipzig, des Freistaates Sachsen, der evangelischen Landeskirche sowie der Stadt Leipzig den sog. Harms-Kompromiss.

Dieser sieht vor, dass das Gebäude den Namen Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli tragen soll.

Der Kompromiss bestätigt die in der Bauplanung vorgesehene multifunktionale Nutzung als Aula, fakultäre Arbeitsräume und Andachtsraum und bekräftigt, dass die Entscheidungskompetenz in allen Fragen rechtlich dem Bauherrn im Einvernehmen mit der Universität zukommt. [Quelle: de.wikipedia.org/w/index.php title=Paulinum_(Universität_Leipzig)&oldid=164736702“]
 

Pauli 2


In jedem Falle ist es schon rein äußerlich gelungen, Gedenken und moderne Funktionen zu vereinen und den Respekt vor Religion und Geschichte zu symbolisieren. Der großzügige Eingangsbereich führt in die Universität Leipzig - und zurück zu Wilhelm Nowack.

 

 

Universität Leipzig

In der – üblichen – Rektoratswechselrede an der Universität Leipzig wird der Einstieg von Wilhelm Nowack in das Professoren-Kollegium im Jahre 1919 zusammen mit anderen erwähnt.

Die venia legendi wurde erteilt: von der theologischen Fakultät den bisherigen ordentlichen Professoren an der Universität Straßburg Wilhelm Nowack und Gottfried Naumann; von der medizinischen Fakultät Walter Sulze für Physiologie, Hans Oeller für innere Medizin: von der philosophischen Fakultät Friedrich Levi für Mathematik, Georg Jahn für Nationalökonomie, Altred Willy Möbius für Physik, Hermann Voß für Kunstgeschichte. Der belgische Sprachlehrer Rene Ledoux wurde  als Lektor der französischen Sprache angestellt; der Lehrer für Obst- und Gartenbau Hans Grabbe wurde zum Lektor für Obst- und Gartenbau ernannt.
[Quelle: Die LeipzigerRektoratsreden  1871-1933, Band II die Jahre 1906-1933, S. 1220 Universitätsarchiv Leipzig 15.6.2017]

Verfasser war: Rudolf Kittel, also jener Alttestamentler an der Leipziger Universität, der viel mit Nowack gemeinsam veröffentlicht hatte. Er war in Leipzig zeitweilig Dekan der Theologischen Fakultät und zudem von 1917 bis 1919 Rektor der Universität.

Das Vorlesungsverzeichnis der Universität Leipzig führt für den Jahrgang 1919/1920 erstmals Wilhelm Nowack auf (Alle Angaben: Vorlesungsverzichnisse der Universität Leipzig im Internet)

Themen der Seminare des fast 70jährigen waren seit 1919 vier mal pro Woche jeweils 1 Stunde:
Erklärung ausgewählter Psalmen
Erklärung des ersten Jasaja
Erklärung der Genesis
Erklärung des Zacharja
Erklärung ausgewählter Abschnitte des Deuterojesaja
Ausgewählte poetische Stücke aus den historischen Büchern des alten Testamentes
Ausgewählte Stücke aus Jeremia
Kleine Propheten
 

18 B 13
1919

 

18 B 14

1920

 

Erst 1925 reduzierte Nowack die Stundenzahl auf eine Stunde mittwochs von 11-12 Uhr
Erklärung des Mose-Segens und evtl. des Mose-Liedes
 

18 B 15
1925

Für 1926/27 und 1927 sowie 1927/28 sind keine Vorlesungen von Wilhelm Nowaqck nachweisbar gewesen. Im Vorlesungsverzeichnis des Jahres 1928 ist Wilhelm Nowack allerdings noch einmal unter den Dozenten aufgeführt, der nunmehr 78jährige hat aber wohl keine Vorlesungen mehr gehalten Das Vorlesungsverzeichnis nennt aber für diese Jahre noch den Wohnort: Die Adresse Blumengasse 2 ist identisch mit der heutigen  Scherlstrasse 2 in Leipzig. Wilhelm Nowack wurde also noch geführt, aber er war wohl nicht mehr direkt in Universitätsbetrieb selbst involviert. Er mag einige Studenten weiter betreut haben und ggf. auch keine Lesungen gehalten haben, aber das ist nicht überliefert bzw. nachweisbar. [Quelle: Universitätsarchiv Leipzig]

Ende März 1927 starb Käthe Nowack, geb. Niedlich, deren bekannte Vorfahren sehr weit zurückreichen und hier in ZeitLebensZeiten aufgeführt sind-

Der Tod seiner Frau muss Wilhelm Nowack das Herz gebrochen haben, da es, wie alle Überlieferungen sagen, zwischen beiden eine sehr harmonische Ehe war, die nicht ganz 50 Jahre währte. Wilhelm Nowack starb 14 Monate später, krank (altersverwirrt?) in der Universitätsklinik liegend:

 

Überliefert ist der Nachruf des amtierenden Rektors der Universität Leipzig, der Philologe Erich Julius Bethe in den Rektoratsreden:

 

Am 28. Mai 1928 starb der ordentliche Professor der Theologie D. Wilhelm Nowack im Alter von 78 Jahren. Habilitiert 1875 in Berlin für Alttestamentliche  Wissenschaft wurde er 1881 Ordinarius in Straßburg. Hier ist er bis zum Jahre 1918 als einer der allgemein anerkannten Führer der Universität tätig gewesen.

Nach seiner Vertreibung aus dem Elsaß siedelte er nach Leipzig über, wo ihm die Theologische Fakultät gern Gastrecht gewährte
.

... Zitate siehe unter Urteile über Wilhelm Nowack

Ein tragisches Schicksal war D. Nowack beschieden. Aus seiner zweiten Heimat. der Stätte seiner 37jährigen Tätigkeit, die ihm höchstes Ansehen verschaffte, ist er mit den anderen Deutschen unter Hohn und Spott ausgetrieben, und hat, seiner Habe beraubt, vom Reich kärglich bedacht. sein Leben hier von Sorgen bedrückt beschließen müssen, ein Märtyrer des Deutschtums. [Quelle: Die Leipziger Rektoratsreden  1871-1933, Band II die Jahre 1906-1933, S. 1545]

 

 

 Der in einigen Lebensläufen erwähnte Titel „Geheimer Konsistorialrat“ bezieht sich nach Einschätzung des Herausgebers auf seine Zeit als Mitglied im Straßburger Konsistorium.

 

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