Mit der Familie Arriens tritt eine große, weitverzweigte Dithmarscher/Eiderstedter Familie in das ZeitLebensZeit-Projekt. Die Recherche brachte über viele Zufälle und nachdrückliches Hinterfragen zwar auf anhieb keine sehr weit zurückreichenden Ahnentafel, aber doch immerhin soviel auch an zusätzlichen Informationen zutage, dass sich ein zwar nicht abschließendes, doch weitgehend gerundetes Bild ergibt. Im Verlaufe der einzelnen Kapitel werden die Quellen ausführlicher beschrieben.
- Besonders hervorgehoben werden muss aber an dieser Stelle Ernst August Arriens in Hamburg, der selbstlos zahllose Unterlagen zur Verfügung stellte.
- Eine Quelle besonderer Art war das von Klaus Timm und Erwin Wellenbrecht herausgegeben Chronik-Buch „Tielenhemme – Geschichte eines Dorfes an der Eider“, Tielenhemme, 2010 (ISBN 978-3-8391-7535-4). Diese Publikation versucht mit dem Focus Tielenhemme genauso wie das Projekt ZeitLebensZeiten mit dem Focus Familiengeschichte Dokumente aus der Geschichte zusammenzutragen und dadurch zu veranschaulichen. Es ist ein prächtiger aus Privatinitiative heraus entstandener Band, der gelegentlich zitiert wird, aber darüber hinaus die vertiefende Lektüre lohnt..
- Eine dritte Quelle, vor allem für die Generationenfolge, war die www-Seite erfde.de, die Familien dieses Kreises darstellt.
- Katja Isaack vom Kirchenbuchamt für Schleswig-Flensburg in Kappeln ist besonders zu danken für die mühevolle Suche nach den bildlichen Belegen.
- Der genealgischen Gesellschaft Hamburg, deren Bibliothek unzählige Standard-Genealogie-Bände auch und gerade mit Daten aus Schleswig-Holstein aufbewahrt und pflegt, die im einzelnen als Belege nicht aufgeführt werden können, ist für dieses Angebot zu danken.
- Ohne die genannten Quellen, die erst durch ihre Kombination zu einem neuen Bild führten, hätten die familiären Zusammenhänge und Daten, die weder eine Geheimwissenschaft noch irgendjemandes besonderes Eigentum sind, nicht dargestellt werden können.
- Karl Michelson, der langjährige Leiter des Stadtarchivs Friedrichstadt, konnte mit seinen übermittelten Informationen ebenfalls enorm weiterhelfen.
Aus den vielen tausenden Einzelinformationen ergibt sich insgesamt doch eine einigermassen nachvollziehbare Familiengeschichte. Ausgangspunkt der Betrachtungen zur Familie Arriens ist die unter den heutigen Datenschutzaspekten problemlos darstellbare “Urgroßeltern”-Generation von Jan Hinrich Arriens in Tielenhemme.
Geographisch ist die hier in Rede stehende Familie Arriens im Schleswig-Holstein am Eiderlauf anzusiedeln.
Herkunft der Arriens
Die Herkunft der Arriens in Tielenhemme ist einerseits eindeutig, andererseits ungeklärt. Dieser Widerspruch scheint unauflösbar, ist es aber nicht. Denn: Die Arriens sind aus Holland eingewandert. Sie waren offensichtlich Mennoniten, die sich, was den hier interessierenden Raum Tielenhemme angeht, sowohl in der Wilstermarsch als auch in Friedrichstadt ansässig geworden und von dort aus sind offensichtlich einzelne Familienmitglieder nach Tielenhemme weitergezogen.
Eine detaillierte, aber extrem zeitaufwendige und daher nicht leistbare Spurensuche könnte vielleicht zu einer direkten Generationenfolge-Linie von Holland nach Dithmarschen führen, aber die Wahrscheinlichkeit ist eher gering. Erst mit den Kirchenbüchern beginnt um 1620 eine sorgfältige Registrierung der Einwohner eines Ortes, die Ansiedlung der Arriens lag aber davor.
So bleibt nur, sich anhand von Ausarbeitungen einschlägig arbeitender Historiker ein Bild zu machen. In unserem Falle kann auf die ausgezeichnete Arbeit von Dr. Robert Dollinger , “Die Geschichte der Mennoniten in Schleswig-Holstein”, zurückgegriffen werden, die 1930 erschienen ist. Sie erweist sich als doch immerhin kleine, aber ansehnliche Fundgrube für unsere Fragestellungen.
Bei Dollinger ist zu lesen, dass zu den Vorfahren der Arriens aus Holland eingewanderte Mennoniten gehören.Immer zu bedenken bleibt, dass die Geschichte der Einwanderung der Mennoniten nach Schleswig-Holstein eine Folge der religiösen und ja auch lebensbedrohlichen staatlichen Auseinandersetzungen des 16. Jahrhunderts waren. Wahrscheinlich stammten die Arriens von Tielenhemme aus Friedrichstadt bzw. der Halbinsel Eiderstedt, denkbar ist aber auch, dass sie aus dem Raum Brokdorf dorthin siedelten.
Die Mennoniten in Friedrichstadt waren wohl in allen Berufszweigen extrem erfolgreich, der Handel von Friedrichstadt nach Holland, Frankreich, Spanien, England und in die Hansestädte war in ihrer Hand. Und bauten auch Schiffe („Schipbouer“). Ein Nachkomme eines Schipbouers könnte sich aus Friedrichstadt im nahen Tielenhemme an der Eider angesiedelt haben... Und fast am Ende der Eider, in Tönning, waren auch Arriens tätig.
Ob die im städtisch-bürgerlichen Friedrichstadt stattfindenden Auseinandersetzungen bzw. Entwicklungen des kirchlichen und städtischen Lebens der Mennoniten und Remonstranten, die im 17. Jahrhundert dort stattfanden, die Arriens in Tielenhemme, wenn überhaupt, stark beeinflusst haben, ist nicht feststellbar.
Die religiösen Fragen waren angesichts der schwierigen Arbeit an Deichen, Schiffsbau und Landwirtschaft in diesem Überschwemmungsgebiet Dithmarschens auf Eiderstedt insgesamt aber eine zusätzliche Erschwernis, weil den Andersgläubigen viele Steine in den Weg gelegt wurden. Es gab Anhörungen, Gefangennahmen und unendliche Diskussionen. Die Tüchtigkeit der Holländer bei den Eindeichungsarbeiten führten wohl schließlich dazu, dass die Verfolgungen nachließen und mit einem Bescheid des Fürsten zu Gottorp die Mennoniten zivilrechtlich den Lutheranern gleichgestellt waren. Sie mussten sich aber jeder kirchlichen Propaganda enthalten [ Dollinger a.a.O. S. 81].
In Friedrichstadt gab es einige Arriens. Von dreien gibt es Zeugnisse, die, selbst wenn sie nicht von direkten, sondern nur verwandten Arriens handeln sollten, sehr interessante Aspekte aus dem 17. und 18. Jahrhundert beleuchten.
Resümierend lässt sich feststellen, dass es angesicherten Erkenntnissen zu den Tielenhemmern Arriens fehlt. Die Vermutung scheint aber zumindest berechtigt, dass sie eher Schiffsbauer als Landwirte waren und daher vielleicht eher aus dem auch näheren Bereich der Eider als dem Bereich der Wilstermarsch stammen.
Tielenhemme
Für die geographische und zeitgeschichtliche Einordnung der Arriens mögen einige Angaben vorweg geschickt werden
Tielenhemme liegt an der Eider. Und die Tielenhemmer, auch in den nachfolgenden Generationen bis in die Gegenwart, so die Familiensaga, „de möt ümmer wat in de Hand hem“, selbst wenn sie nur von Tielenhemmern abstammen und gar nicht dort geboren wurden...
Tielenhemme liegt direkt an den Flüssen Eider und Tielenau. Die Gemeinde besteht aus den drei Ortsteilen Schüttingdeich, Eiderdeich und Königsfähre sowie aus vier Straßen, von denen zwei Ferienhaus-Siedlungen sind.
Nahe der Gemeinde liegt das Naturschutzgebiet Dellstedter-Birkwaldmoor.
Bis in die 1990er hinein fuhr eine öffentliche Fähre, die Hohner Fähre, über die Eider. Seit der Schließung wird die Fähre nun von einem Fährverein betrieben.
Die Gemeinde entstand ursprünglich aus den drei ehemaligen Eiderinseln Sehebrook, Hulpeshemme und Tielehemme.
Diese waren für lange Zeit ein Streitpunkt zwischen Dithmarschen und der Landschaft Stapelholm. An der Nordspitze Tielenhemmes stand eine Burg der Herzöge des Herzogtums Schleswig, die gegen die Dithmarscher gerichtet war. Hier befand sich auch bis 1500 der Verwaltungssitz der Landschaft Stapelholm.
Nach dem Sieg in der Schlacht bei Hemmingstedt fiel die Burg und die drei Inseln den Dithmarschern zu. 1623 wurden die Inseln zum Tielenhemmer Koog zusammengedeicht und an das Dithmarscher Landgebiet angeschlossen.[Quelle: de.wikipedia.org/w/index.php?oldid=98643894]
Die Lage von Tielenhemme in einer Karte von 1830: Besondere Kennzeichen: Lage am Eiderknick nach Süden, östlich von Pahlen und Dörpling, nördlich von Dellstedt. eingezeichnete West-Ost-Strasse verläuft durch Tielenhemme und über quert die Eider bei der (hier nicht namentlich aufgeführten) Hohner Fähre.
Die ersten Arriens werden sich gegen Ende des 17.Jahrhunderts, also um 1670/1680 in Tielenhemme niedergelassen haben, wenn die Angaben aus der Chronik der Eiderschule stimmen.
Vermutet wird, dass die ersten Siedler am Eiderdeich kamen, nachdem 1623 der Tielenhemmer Koog eingedeicht wurde. Sie wohnten in kleinen Katen, deren Grundstücke sie später in Erbpacht übernehmen konnten. Der Nachbar der Arriens’ war die Familie Söth, die sich angeblich um 1630 dort niedergelassen hat. Neben den Arriens war auch die benachbarte Familie Jans holländischer Abstammung.
Vieles liegt noch im Dunkeln, was die Herkunft der Familie Arriens betrifft. Das beginnt mit der Schreibweise.
1775 wird in einer Aufstellung der Katenbewohner Johann Arnds(Arriens)Witwe genannt.
Nur wenige Wochen nach dieser Aufstellung unterzeichnet Grete Arriens als Grete Argens...
In Friedrichstadt gibt es um 1705 Brüder Arriens, die Söhne des Bäckers Arrien Claesen sind...- sie planen eine Wassertransportfähre...
Und es gibt um 1650 in Friedrichstadt einen Claus Arriens – er kümmerte sich um eine Fähre in Tönning...
Einige Aufnahmen mit Blick auf Tielenhemme vom Standort Hohner Fähre aus:
Hier an der Eider fanden die Nachfahren des zugezogenen Johan Arriens ihre Heimat.
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