HASENKAMP Christoph Hermann Gottfried-1319 wurde am 8.3.1774 als Sohn von Johann Gerhard Hasenkamp - 139 und Anna Elisabeth Kriege - 140 geboren. Er starb in Vegesack am 12. 8.1834. Das Grabmal ist an der Kirche zu Vegesack erhalten, eingusseisernes Grabkreuz wurde allerdings 1987 abgebrochen.
Er heiratete am 24. 9. 1800 in Lengerich SMEND Wilhelmine Agnese-1520. Sie wurde am 5. September 1774 in Lengerich geboren und starb am 13. September 1843 in Ringstedt. Ihre Eltern waren SMEND Hermann Rudolf-137 und KRIEGE Katharina Elisabeth-138.
Beide hatten zwei Kinder:
HASENKAMP Gerhard Hermann Johann -1522, geboren am 29.Mai 1812 in Lotte, gestorben am 7. Dezember 1889 in (Bremerhaven)Lehe. Pastor in Ringstedt, ab 1843 in Lehe (Bremerhaven), ab 1867 auch Superintendent. Er heiratete am 27.12.1840 in Vegesack Johanne Louise Roth, * Vegesack 4.4.1812, + Lehe 18.6.1889. T.d.: Dr. med. Albrecht Wilhelm R. (1757-1834), Landphysikus und Botaniker in Vegesack u.d.E. Christiane König (1778-1813). (Weitere Informationen: Stammfolge Roth Wolfgang Büsing: Das Geschlecht Roth aus Wunsiedel, in: Oldenburgische Familienkunde, Band 6 (1964), S. 107 f.}] Das Paar hatte 10 Kinder.
HASEKAMP NN - 1523 Ein Sohn wurde am 23. Dezember 1815 tot geboren.
Die vorstehenden Angaben sowie die nachfolgenden Informationen zum Lebenslauf und zur Arbeit sind Thomas Begerow aus Vegesack bzw. Berlin zu verdanken. Aufgrund der Homepage von ZeitLebensZeiten kam es im September 2009 zu einem Kontakt, der zu einem konstruktiven Informations- und Datenaustausch führte. Die von Thomas Begerow seinem Text hinzugefügten sorgfältigen Anmerkungen bzw. der Nachweis von Belegstellen wurde dort übernommen, wo es für die Zwecke dieser Publikation zwingend notwendig erschien.
Der Lebenslauf von Christoph Hermann Hasenkamp:
ab 9.4.1792 Studium in Duisburg, 1798 Rektor in Lengerich, 1800 Ordination und Pfarradjunkt in Lotte (Tecklenburg), ab 1809 Pfarrer in Lotte,
Ab 1816 bis 1821 war Christoph Hermann Gottfried Hasenkamp Pfarrer in Lienen. Im Internetangebot der Evangelischen Kirche in Lienen heißt es in einem Beitrag von Dr. Wilhelm Wilckens zu Hasenkamps Arbeit:
„Einer unter den Pfarrern des 19. Jahrhunderts hebt sich aus der Schar der anderen durch seine Eigenart heraus. Es handelt sich um Christoph Hasenkamp (1816-21). Er war nur fünf Jahre in Lienen und bei seinem Dienstantritt nicht einmal von der ganzen Gemeinde erwünscht.
Er war ein Vertreter des Pietismus, einer Frömmigkeitsbewegung, die auf die Herzen der Menschen zielte. Hasenkamps Wirken hat seinen besonderen Ausdruck gefunden in dem sogenannten "Blauen Liederheft" zum Konfirmationsgottesdienst. Das waren unwahrscheinlich lebendige von Schüler- und Katechumenenchören im Verein mit den Konfirmanden und der Gemeinde gestaltete Gottesdienste. Dieser Pietismus war Ausdruck der tiefen Sehnsucht nach einem überzeugenden Christentum, einem Glauben, der Herz und Gemüt des Menschen ergreifen und sich festmachen will in dem bewussten Bekenntnis zu dem einen Gott und seinem Christus. Charakteristisch ist die gefühlsbetonte Frömmigkeit, ein sich Versenken in das heilige Opfer, das Jesus für uns am Kreuz vollbracht hat.
Noch 1959 spielte das Blaue Liederheft im Konfirmationsgottesdienst eine Rolle. Aber seine Frömmigkeit war nach 150 Jahren "gefroren", Ausdruck einer Zeit, die von den schrecklichen Katastrophen des 20. Jahrhunderts unberührt war und in seiner Sprache einer säkular gewordenen Welt völlig fremd bleiben musste. So war das Heft möglichst umgehend aus dem Verkehr zu ziehen. Lienen ist nicht bleibend vom Pietismus geprägt worden. Hier der Aufriss des Liederheftes und die kurze Inhaltsangabe:
Teil I: Erneuerung des Taufbundes Unwissend wurden wir getauft. Nun unterwiesen, stellen wir uns zu Gottes Bund. Christi Versöhnungstat wird geschildert und gesagt: "Das alte Wesen muß verschwinden, mit allen Lüsten untergehn, ein neuer Mensch empor sich winden, durch Christum geistlich auferstehn".
Teil II: Gebet vor dem Bekenntnis "Großer Heiland heute geben, um dir zu sterben, dir zu leben, wir willig uns zum Opfer hin. Teuer hast du uns erkaufet, auf deinen Tod sind wir getaufet, nur dir gebühret Herz und Sinn."
Teil III: Gruß der Gemeinde nach der Aufnahme "Seid uns willkommen, Brüder, des Heilands neue Glieder, der Herde Lämmerschar."
Teil IV: Abschied der Lehrer und Mitschüler Der letzte Teil erinnert an die einstige Verklammerung von Schule und Kirche und setzt voraus, daß die Konfirmation mit der Schulentlassung zusammenfällt. Hauptpunkt heutiger Kritik ist das Konfirmationsgelübde von Jugendlichen, die in einer weithin nicht mehr christlich eingestellten Gesellschaft aufgewachsen sind. Es ist zur Farce geworden. Statt dessen stimmen die Konfirmanden mit der Gemeinde in das Glaubensbekenntnis ein. Problematisch ist auch die Formulierung von Teil III. Die Kinder sind doch durch die Taufe in die Gemeinde aufgenommen. Hasenkamps Formulierungen kommen aber dem Eingeständnis nahe, dass die Säuglingstaufe defizitär ist. In der Tat neigt der Pietismus zu dieser Auffassung. Das persönlich verantwortete Bekenntnis steht im Pietismus ganz im Vordergrund.
Es liegen zwei Predigten von Hasenkamp vor. Sie zeigen die Ausrichtung des Glaubens auf das jenseitige Reich Gottes. Das Leben im Hier und Jetzt steht unter der Anfechtung der Vergänglichkeit. In dieser Anfechtung gilt es, den Glauben zu bewähren. Der sterbliche Leib beschwert die Seele. Um so fester ist die Verheißung des Reiches Gottes in den Blick zu fassen. Man könnte sich ja auch vom Reich Gottes ausschließen und aus dem Buch des Lebens getilgt werden!
Dass es im christlichen Glauben auch darum gehen müsste, den neuen Himmel und die neue Erde schon im Hier und Heute zeichenhaft aufleuchten zu lassen in einem Mehr an Gerechtigkeit und Frieden zwischen den Menschen und Völkern und in einem sorgsameren Umgehen mit den Gütern der Schöpfung, das blieb der konservativen protestantischen Orthodoxie und auch dem Pietismus verborgen. Der Aufruf Johann Hinrich Wicherns auf dem Wittenberger Kirchentag 1848, dem Jahr des Erscheinens des kommunistischen Manifests, nicht nur vom Glauben zu reden, sondern ihn in der Liebe, also in der Diakonie und im sozialen Handeln zu üben, blieb weithin ungehört [Autor Dr. Wilhelm Wilkens, Quelle:ev-kirche-lienen.de/pfarrer.php, Recherche: Thomas Begerow, Berlin 2009]
Ab 1821 bis 1834 war Christoph Hermann Gottfried Hasenkamp erster Pastor in Vegesack/Bremen. Thomas Begerow schreibt über seine Wahl und seine Arbeit dort:
„Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts führte der Senat in Bremen ein uneingeschränktes landesherrliches Kirchenregiment, das den Kirchengemeinden ein Selbstbestimmungsrecht verweigerte. Erst mit den Reformen des Bürgermeisters Johann Smidt, erhielten die Gemeinden dann die Chance zu einem weitgehenden Eigenleben, das ihnen auch ermöglichte ihre Prediger zu wählen. Die erste Predigerwahl in Vegesack erfolgte zwei Wochen vor der Ernennung Smidts zum Bürgermeister und darf somit wohl noch als eine Ausnahme oder gleichsam als Vorbild für die spätere Entwicklung des Kirchenrechts in Bremen gestanden haben. Die Auswahl der Bewerber behielt sich jedoch der Senat unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Gottfried Schöne vor. Einen beratenden Einfluss hatte dabei der bekannte Bremer Kanzelredner Pastor Gottfried Menken (1768-1831), ein glühender Verfechter der Erweckungsbewegung, einer Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland aufkommenden kirchlichen Erneuerung. Als dieser erfuhr, dass man Hasenkamp zur Wahl in Vegesack zugelassen hatte, betonte er in einem Brief an Bürgermeister Schöne: „...dass mir bei dem Namen Hasenkamp das Herz etwas stärker schlägt, weil ich den Mann lieb habe, und, überzeugt von seinem innerlichen großen werth, eine mehr als gemeine Hochachtung gegen in hege....“ Von den vier vorgeschlagenen Bewerbern um die neu geschaffene Pfarrstelle konnte Pastor Hasenkamp aus Lienen in der Grafschaft Tecklenburg schließlich auch alle Stimmen auf sich vereinigen.
Als Sohn des Duisburger Gymnasialdirektors und Theologen Johann Gerhard Hasenkamp (1736-1777), der auf die reformiert-pietistische Erweckungsbewegung am Niederrhein einen nachhaltigen Einfluss hatte, kann auch der erste Vegesacker Prediger zu den Anhängern dieser religiösen Bewegung gezählt werden. Eine starke Prägung wird Hasenkamp auch durch die beiden jüngeren Brüder seines früh verstorbenen Vaters Friedrich Arnold Hasenkamp (1747-1795) und Johann Heinrich Hasenkamp (1750-1814) erfahren haben, die ebenfalls zu den bekannten Theologen und Pädagogen am Niederrhein gehörten.
Für Vegesack war Pastor Hasenkamp ein Glücksfall, da er sich sofort an den Aufbau der jungen Gemeinde machte, indem er gemeinsam mit dem Vegesacker Amtmann Dr. August Christian Wilmanns (1757-1839) gemeinnützige Einrichtungen, wie eine Volksschule (1823) oder eine Armen- und Waisenanstalt (1826) schuf und förderte. (Das Schul- und Armenwesen blieb bis 1874 in der Obhut der Kirche und ging dann in die Trägerschaft der Stadtgemeinde über. Als Vorbild für seinen Einsatz könnte ihm sein Onkel Pastor Johann Heinrich Hasenkamp gedient haben, der die 1779 gegründete evang.-reformierte Kirchengemeinde in Altena-Dahle aufgebaut hatte .Vgl. dazu Heiner Faulenbach: Johann Heinrich Hasenkamp – Ein Lebensbild, in: Der Märker, Jg. 27 (1978), Heft 1, S. 1-7). Diese Einrichtungen waren zunächst der Kirche unterstellt, bis sie 1874 in die Trägerschaft der Stadtgemeinde übergeben wurden. Darüber hinaus trat er für eine Erweiterung der von Anfang an zu kleinen Kirche ein, deren Umbau 1832 in Angriff genommen werden konnte. Als Hasenkamp im August 1834 verstarb, hinterließ er seinem Amtsnachfolger Iken eine Kirchengemeinde, deren neu geschaffene Infrastruktur förderlich für die Entwicklung des Ortes wurde und die auf die Einwohner identitätsstiftend wirkte.
Obschon ihn seine seelsorgerische Tätigkeit ausgefüllt haben dürfte, ist Hasenkamp auch publizistisch tätig gewesen. Mit seiner Übersiedlung nach Vegesack im Einflussbereich der freien Stadt Bremen vertiefte er seine freundschaftlichen Kontakte zu den damals führenden Bremer Theologen, wie Dr. Friedrich Adolph Krummacher (1767-1845), Friedrich Mallet (1792-1865) und nicht zuletzt Gottfried Menken. Die neue Umgebung scheint sich fördernd und fruchtbar auf seine Arbeiten ausgewirkt zu haben. Hasenkamp pflegte darüber hinaus Kontakt zu bekannten Philosophen und Pädagogen, wie Johann Caspar Lavater (1741-1801) oder Heinrich Pestalozzi (1746-1827), sodass man davon ausgehen kann, dass auch deren fortschrittliche Ideen ihren Weg nach Vegesack fanden. Eine besonders enge Freundschaft verband Hasenkamp schließlich mit dem Vegesacker Arzt und Botaniker Dr. Albrecht Wilhelm Roth (1757-1834). Durch die Eheschließung des einzigen Sohnes mit Roths Tochter wurde diese Freundschaft gewissermaßen posthum untermauert.
Hasenkamp hatte 1800 in Lengerich Wilhelmine Smend geheiratet, die einer bis heute bekannten westfälischen Theologenfamilie entstammte, und die mehrfach mit den Hasenkamps verschwägert war. Zu deren Nachkommen zählt auch der spätere Vegesacker Pastor Hermann Nelle. [Quelle: Thomas Begerow, Berlin 1997, aktualisiert 2009]
Weiterführende Hinweise zu Leben und Arbeit von Christoph Hermann Hasenkamp
Werke: Rede bey der Vereidigung des Landsturms im May 1814. den Bewohnern der Grafschaft Tecklenburg gewidmet, Osnabrück 1814. Predigt über Offenb. Johannis 2, bei der Synodalfeier zu Tecklenburg den 19. July 1820. Zwei Predigten beim Antritt des christl. Lehramtes zu Vegesack, Bremen 1821 (auch in: Denksteine... Hg. H.A. Zedler, Vegesack 1867). Worte der Ermunterung für Kommunikanten, Zwei Homilien, Bremen 1824. Katechismus des Evangeliums, Bremen 1824. Lieder zur Konfirmationsfeier, Bremen 1825. Gabe zur Schulfeier für die Kinder zu Vegesack, Bremen 1825. Rede beim Legen des Grundsteins zu der milden Stiftung für Witwen und Seeinvaliden der Gemeinde Vegesack, Bremen 1826. Gebet und Rede beim Begräbnis des Herrn Gottfr. Menken am 6. Juni 1831, Bremen und Vegesack 1831. Rede am Sarge des Herrn Bernhard Philipp Noltenius, gewesener Prediger zu Horn, Bremen 1828. Lieder aus der Zeit der Errettung, aus väterlichem Nachlaß herausgegeben von Pastor Hermann Hasenkamp, Lehe 1863.
Herausgeber und Mitarbeiter: Christliche Schriften, aus dem Nachlaß von Johann Heinrich Hasenkamp (2 Bände), Münster 1816 (2. Auflage Münster 1818/1819, 3. Auflage Bremen/Leipzig 1822); Die Wahrheit zur Gottseligkeit (Zeitschrift), 7 Hefte in 2 Bänden, Bremen 1827-1836 (Anm.: das letzte Heft edierte Georg Meinertzhagen); Christliche Monatsschrift... (Zeitschrift, erschienen 1800-1805, Hg.: Johann Ludwig Ewald / Gottfried Menken).
Literatur über ihn: Zur Gedächtnisfeier des C.H.G. Hasenkamp (Hg.: Kirchenvorstand Vegesack), Bremen 1834 (enthält u.a.: Leichenrede in der Kirche zu Vegesack am 17.8.1834 gehalten von Dr. F.A. Krummacher; Grabweihe gesprochen am Grabe von F. Mallet; Gedächtnispredigt am Sonntage d. 17.8.1834 in Vegesack gehalten von G. Meinertzhagen. G.C. Hamberger/ J.G. Meusel: Das gelehrte Teutschland, Bd. 22,2, Lemgo 1831. Carl Büttner, in: Bremische Biographien des 19. Jahrhunderts (Hg. Historische Kommission), Bremen 1912, S. 206 f. Diedrich Steilen: Kirche zu Vegesack 1821-1921, Vegesack (1921), S. 47 (u.a.). F.W. Bauks: Die ev. Pfarrer von der Reformationszeit bis 1945 (Beiträge zur westf. Kirchengeschichte 4), Bielefeld 1980, Nr. 2553. Westfälisches Autorenlexikon 1750 bis 1800 (Hg. W. Gödden / I. Nölle-Hornkamp), Paderborn 1993, S. 168 f.
Literatur allgemein: Friedrich Augé: Samuel Collenbusch und sein Freundeskreis, 2. Teil, 1907. Morgenthau (Hg.): Erbauliche Betrachtungen auf alle tage des Jahres (enthält Beiträge von Hasenkamp), Bremen 1882.
Bildnisse: Steindruck von J.H.Stelling (Oldenburg), Nach dem Leben und auf Stein gezeichnet von B. D. Funke, 1828 (Heimatmuseum Schloss Schönebeck). Gemälde, Öl auf Leinwand, signiert B. D. Funke 1836 (Kirche zu Bremen-Vegesack). ( Der Maler Bernhard Diedrich Funke (* Varel 1798, + Bremen 1837) war in Bremen tätig)
[Quelle: Recherche und Zusammenstellung Thomas Begerow, Berlin September 2009]
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