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Version 02.00.01
© ZeitLebensZeiten
2007 ff.
 

Johann Gregor Memhardt

Lebensstationen von Johann Gregor Memhardt

Aus allgemein zugänglichen Quellen und Zitaten  ergibt sich – mit einigen Unschärfen der genauen Datierung – folgendes ein zusammenhängendes Lebensbild, das die wichtigsten Ereignisse zusammenfaßt. [“@uelle” verweist auf Internetseiten, bei denen die entsprechenden Zitate gefunden wurden, ohne einen direkten Link zu schalten. Man ergänze ggf. mit http://www.]

 

1607
in Linz geboren
 

1622
in die Niederlande emigriert

Nicht sicher ist, ob Memhardt kurz in Tübingen studiert hat, bevor er nach Holland übersiedelte,

„wo Memhardt ganz holländisch geprägt und als Architekt und Festungsbaumeister ein typischer Vertreter der holländischen Schule wurde“ [Quelle: Horst Lademacher, Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich. Beiträge zur Geschichte einer Dynastie LIT Verlag Münster, 1995 - 296 Seiten, S. 112]
 

1638
Festungsingenieur bei Kurfürst Georg Wilhelm in Brandenburg

“Um bei kommenden militärischen Konflikten gegen Invasionen besser gewappnet zu sein als sein Vater, widmete  Kurfürst Friedrich Wilhelm beim Wiederaufbau seiner Territorien nach dem Dreißigjährigen Krieg dem Festungsbau besondere Aufmerksamkeit. Dafür stellte er mit Vorliebe niederländische „Kriegsingenieure“ in den Dienst, die in der ersten Hälfte des 17. Jh. als die besten Spezialisten galten und in zahlreichen europäischen Staaten tätig waren...In der Regierungszeit Georg Wilhelms erhielt auch Johann Gregor Memhardt seine erste Anstellung in Brandenburg-Preußen, der wie die meisten Festungsbaumeister auch als Architekt war.“ [Quelle: Horst Lademacher, Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich. Beiträge zur Geschichte einer Dynastie LIT Verlag Münster, 1995 - 296 Seiten, S. 112]
 

1640
Hochzeit mit der Tochter des Apothekers Christoph Fahrenholtz

Peter Bahl schreibt in seinem Buch „Der Hof des Großen Kurfürsten“ über Memhardt:

„Über seine bei den Schlossbauten und dem Ausbau von Friedrichswerder verrichteten Arbeiten hinaus wuchs er ganz in die Hofgesellschaft, zu der er sich schließlich aufgrund mehrerer Faktoren zugehörig fühlen durfte. 1652 wird er zugleich als Inhaber der Charge eines Geheimen Kammerdieners erwähnt, es folgen die unter Amtsträgern häufigen Verbindungen zur Residenz und das Konnubium mit der Hofgesellschaft (Eheschließung mit einer Tochter des Hofapothekers Fahrenholtz und damit Verschwägerung mit Hausvögten und Sekretären). Von den Kindern tritt zwar ein Sohn als Landbaumeister im Magdeburgischen in die Tradition des väterlichen Berufes ein, ist damit aber zugleich regionaler Amtsträger in einer neuerworbenen „Provinz“; eine Tochter [Ephrosina –s.u.] heiratet, einen Kammergerichtsadvokaten (Andreas Manitius)... [Peter Bahl, Der Hof des Großen Kurfürsten, Köln-Weimar, 2001, S. 89/90].

Bahl berichtet auch über „konfessionelle Schranken“ zwischen Lutheranern und Reformierten in den „Heiratskreisen der bürgerlichen Amtsträger“:

„fast ausschließlich lutherisch geprägt sind die Heiratskreise der Wernicke, Fehr, Kohl, Seidel, ferner die der Weise, Panckow und Luther, auch die der Memhardt, Fahrenholtz und Lonicer. Es handelt sich bei ihren Mitgliedern entweder um Angehörige älterer eingesessener Familien (Seidel, Wernicke) oder um Amtsträger, die am Hof Sonderpositionen(Leibärzte) oder Randpositionen innehaben (Hofbaumeister, Hofapotheker), gelegentlich der Sekretärsebene angehören. Ihre Familien erreichen auf Dauer keine wesentlichen Stellungen mehr. Die ... alte, lutherisch geprägt stadtbürgerliche Amtsträgergruppe im Umfeld des Kammergerichtes war von den auftrebenden ‚neuen’ Amtsträgergruppen ohne Landes- oder Stadtanbindung gleichsam überholt und kaltgestellt worden. Dagegen hört man von ‚Mitgliedern’ der ‚neuen’, reformierten bürgerlichen Heiratskreise und Familien oft auch im 18. und teilweise noch im 19. Jahrhundert. Sie bilden die neue Führungsschicht des Staates, wenngleich auf einer Ebene direkt unterhalb der am Alten adel zunehmend vorbehaltenen Spitzengruppe“ [Peter Bahl, Der Hof des Großen Kurfürsten, Köln-Weimar, 2001, S. 246].
 

1641
Kürfürstlicher Ingenieur, Festung Pillau

Im 1.schwedisch-polnischen Krieg landete Gustav Adolf von Schweden in Pillau (heute: Baltijsk), dem Hafen Königsbergs. Erst ließ er Schanzen bauen, dann mit dem Festungsbau beginnen. Kurfürst Georg Wilhelm ließ Pillau dann richtig zur Festung ausbauen.

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[Stadtansicht Pillau 1684 - @uelle: wiki-commons.genealogy.net/Datei:Pillau.jpg]
 

1650
Berufung nach Berlin durch Kurfürst Friedrich Wilhelm als Hofbaumeister

In seinem Buch „Der Hof des Großen Kurfürsten“ schreibt Peter Bahl, dass neben dem 1650 berufenen „auch theoretisch-künstlerisch ausgebildeten Ingenieur“  Memhardt der  vom Handwerk kommende (Schiffs-)Bauunternehmer   zunächst unter Memhardt, dann nach seiner Berufung zum zweiten Hofbaumeister 1653 berufene Michael Matthias Smids arbeitete... Der in den Niederlanden ausgebildete Lutheraner Memhardt und der aus den Niederlanden stammende Calvinist Smids gehören zu den wichtigsten Vermittlern holländischer Einflüsse am brandenburgischen Hof. [Quelle: Peter Bahl, Der Hof des Großen Kurfürsten, Klön-Weimar, 2001, S. 89/90]

 

1650
Bau des Lusthauses im Lustgarten

Über die Geschichte des Lustgartens berichtet der Internetauftritt des Deutschen Historischen Museums:

„Der Lustgarten gehörte zum Berliner Schloß, mit dessen Bau 1443 begonnen wurde. Lustgarten und Schloß lagen in Cölln, das 1486 mit Berlin zu Berlin-Cölln vereinigt wurde.

Beim Schloß entstand auch ein kleiner Garten, dessen genaue Lage heute nicht mehr bekannt ist. 1573 ließ Kurfürst Johann Georg (1571-1598) auf dem Cöllnischen Werder unterhalb des Schlosses einen neuen Lustgarten entwerfen. Vor der Lustgartenfront des Schlosses war ursprünglich ein Graben, der für den Gartenbau zugeschüttet wurde. Im Lustgarten wurden ein Teich, Gartenareal und kleine Gebäude angelegt. Auch Obstbäume und Kräuter wurden angepflanzt, so daß ein Teil des Gartens als Obst- und Küchengarten für das Schloß genutzt werden konnte. Der Garten war der Öffentlichkeit zu jener Zeit nicht zugänglich. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde das Schloß erweitert, zum Lustgarten hin wurden Terrassen angelegt. Ein jähes Ende fand diese Bautätigkeit im Dreißigjährigen Krieg. Am Ende des Krieges standen von 1209 Häusern in Berlin noch 759. Auch das Schloß verfiel.

1640 übernahm Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620-1688), der „Große Kurfürst“, die Regierung. 1646 heiratete er Henriette von Oranien, die Tochter des Statthalters der Niederlande. Das Paar residierte zunächst im Besitztum Kleve, planten aber den Umzug nach Berlin. Von Kleve aus begannen die Organisationen zum Wiederaufbau des Schlosses. Der Baumeister Johann Gregor Memhardt (1607-1678) wurde mit der Aufgabe betraut, das Schloß zu restaurieren und umzubauen, so dass das Paar 1647 in das Schloss einziehen konnte. Besonderen Wert legte Friedrich Wilhelm auf die Gestaltung des Lustgartens. Inspiriert durch Gärten, die er im Heimatland seiner Frau gesehen hatte, beschäftigte er niederländische Baumeister und Gärtner, die den Garten im Holländischen Stil entwarfen. Ein Springbrunnen und Wasserfälle wurden angelegt. Friedrich Wilhelm ließ auch „allerhand außlendische frömbde Bäume und raritaeten von gewechße kommen“, über 200 Orangenbäume aus Italien und 100 Tulpen aus den Niederlanden, mit denen er ein „theatrum tuliparum“ anlegen ließ. Im dazugehörigen Küchengarten wurden Kräuter und Gewürze gezogen. Auch die ersten „Tartufeln“ (Kartoffeln) wurden hier angepflanzt. Man hatte entdeckt, daß die knollige Frucht der blaublütigen Pflanze eßbar war. Die Bevölkerung hielt sie noch lange Zeit für wenig genießbar. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts etablierte sich die Kartoffel in unseren Breitengraden als Hauptnahrungsmittel“@uelle: dhm.de/sammlungen/zendok/lustgarten/index .html

Mit leichter Ironie beschreibt Günter de Bruyn die wechselvolle Geschichte des Lusthauses in seinem Buch „Unter den Linden“ , nicht ohne vorher Heinrich Heines Kommentar zitiert zu haben, den dieser offenbar angesichts der Börse schrieb: „O Gott, welche Gesichter! Habsucht in jedem Muskel!“

„Am Spreeufer hatte Memhardt dem Großen Kurfürsten neben dem Lustgarten auch ein Lusthaus mit Kuppel und offenen Galerien errichtet, in dessen Erdgeschoß die Kühle einer muschelverzierten Grotte lockte, während im Saal des Obergeschosses die Hofgesellschaft im Sommer tafeln und sich vergnügen konnte - bis der Soldatenkönig 1713 den Thron bestieg. Der wirtschaftlichen Vernunft gehorchend, wurde das Lusthaus in eine Tapetenfabrik umgewandelt; und als diese sich nicht mehr rentierte, durfte die Kaufmannsgilde im Saal ihre Börse einrichten.  Das Erdgeschoß aber wurde als Werkstatt des Hofbildhauers genutzt. .“ [Quelle:  Günter de Bruyn, Unter den Linden, Siedler Verlag, Berlin 2002, S. 29-30]
 

Mem% (8)
[Das zur Börse umgebaute Lusthaus um 1750 –
Quelle: DHM dhm.de/sammlungen/zendok/lustgarten/index.html]


1650
Instandsetzung des Residenzschlosses
 

1650
Kapelle für Kurfürstin Louise Henriette
 

1651
Bau von Schloss Oranienburg inkl. Garten nach Entwürfen Memhardts
 

1652
Stadtplan mit Grundrissen von Berlin und Cölln

Matthäus Merian druckte den ersten Stadtplan von Berlin und Cölln:  Der Zeichner des Plans ist Johann Gregor Memhardt.  Der Plan zeigt den Verlauzf der mittelalterlichen Berliner und Cöllner Stadtbefestigung und wird im folgenden zunächst so gezeigt, wie er gedruckt wurde, nämlich mit der Ausrichtung nach Osten, die oben ist.
 

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Nähere Angaben zur Besonderheit des Plans macht eine offizielle Internetseite, deren wichtigste Passagen hier zitiert werden:

Die auf dem "Grundriß der Beyden Churf. Residentz Stätte Berlin und Cölln an der Spree" niedergelegte Vermessung von Berlin, Cölln und dem Schloßbezirk ist der älteste bekannte Stadtplan von Berlin. Er bietet nicht nur ein relativ anschauliches Bild vom städtebaulichen Charakter der Doppelstadt, sondern dokumentiert deren mittelalterliche Topographie, läßt die Etappen der mittelalterlichen Stadtentwicklung von Berlin und Cölln erkennen und belegt als einziges bildliches Dokument Existenz und Verlauf der Mittelalterlichen Stadtmauer  Bedeutendere Veränderungen im mittelalterlichen Stadtbild hatte es seit mehreren Jahrhunderten nur durch den Schloßbau in Cölln gegeben. Die Vermessung wurde im kurfürstlichen Auftrag von dem Ingenieur und (seit 1658) Direktor der Festungswerke (Festungsanlage [Fortifikation]), Johann (od. Johan) Gregor Memhardt (od. Memhart, Memhard, Memhardt[1607-1678]) vorgenommen. Darauf beruht sein bedeutsamer Vogelschauplan, der im Original 35,8 cm mal 26,5 cm mißt, im Maßstab 1:5100 gezeichnet und"geostet" ist, d.h. dessen oberer Kartenrand nach Osten gerichtet ist. Der einfarbige Kupferstich, der mit den besten damals zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln gezeichnet wurde, erschien erstmals 1652 im 13. Band der Merian-Zeillerschen Topographie der Mark Brandenburg. In der Einleitung wird hervorgehoben, daß der Kurfürst beim Zustandekommen des Stadtplanes "Hülff und Vorschub gnädigst gethan" und die Genehmigung zur Veröffentlichung gegeben hat.

Der M. läßt den Charakter der Doppelstadt mit der Spree als ihrer natürlichen "Achse" deutlich erkennen. Der Plan umfaßt ein Gelände, das im Norden etwa durch den Monbijouplatz, im Osten durch den Alexanderplatz sowie Westen und Süden durch den Cöllnischen Spreearm (Spreekanal) begrenzt wird.

Alle herausragenden topographischen Objekte des mittelalterlichen Berlins sind von Memhardt klar erfaßt worden: der Mühlendamm ("Molendam"), der lange Zeit einzige Verbindung zwischen beiden Städten war, ihre beiden Märkte, der Alte Markt ("Olde Markt") Berlins und der Cöllnische Fischmarkt, ihre beiden Rathäuser sowie die mittelalterlichen Kirchen.

Auf der Berliner Seite sind zwei unterschiedliche Stadtviertel jeweils mit ihren Kirchen im Mittelpunkt sichtbar: zum einen das Nikolaiviertel als der unregelmäßig gewachsene Berliner Siedlungskern um die Nikolaikirche, als"ringförmige Siedlungsanlage mit radial um die Kirche verlaufenden kleinen Gassen bzw. Straßen" (SEYER, H. 1987/26-27) und zum anderen die als zweite Bebauungsetappe folgende Erweiterung der Stadt bis zum Franziskanerkloster, das Marien- und Klosterviertel mit seiner regel- und planmäßigen Gestalt. Im Straßenraster springen die größeren durchgehenden, parallel zur Spree verlaufenden Straßen (Spandauer, Jüden- und Klosterstraße) ins Auge, die senkrecht von kürzeren Gassen geschnitten werden, wodurch rechteckige oder quadratische Blöcke entstehen.

Der Darstellung des Verlaufs der Mittelalterlichen Stadtmauer mit ihren Türmen und Weichhäusern (Wikhäusern) sowie Wassergräben widmet der Direktor der sechs Jahre später erbauten Festungsanlage (Fortifikation)  große Aufmerksamkeit. Besonders detailgetreu hat Memhardt auch die Anlagen des kurfürstlichen Schloßbereiches abgebildet, so daß sogar Bäume, Beete sowie Schloßfenster erkennbar sind, während dies im"bürgerlichen" Stadtgebiet weniger deutlich ist und Memhardt sogar einige Ungenauigkeiten in Kauf nimmt. "Der Grundriß gibt teilweise nicht zur Ausführung gelangte Pläne bereits als vorhanden an, im Allgemeinen aber die Gesamtanlage richtig wieder," urteilte Bogdan Krieger (1863-1931) (B. KRIEGER, 1923/10) @uelle: berlingeschichte.de/stadtentwicklung/texte/articles/2_06_memhardt

Der nachstehend - der heutigen Gewöhnung entsprechend  - nach Norden ausgerichtete Kartenausschnitt zeigt links schräg hoch laufend „Unter den Linden“ mit dem Lustgarten und den sorgfältigst gezeichneten Beeten, darunter, südwestlich des Schlosses, die beiden Friedrichswerder Inseln.


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1652
Bau des Pomeranzenhauses

Neben dem Lusthaus wurde 1652 das Pomeranzenhaus, ein Ziegelrohbau mit acht großen nach Süden weisenden Fenstern, angelegt, das 1655 durch einen Fehler im Heizsystem abbrannte, im folgenden Jahr wieder aufgebaut wurde, aber schon 1658 endgültig dem Bau der Residenzbefestigung weichen mußte.
 

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[Bild: Grotte und Pomeranzenhaus auf dem Lustgarten 1690 Historische Postkarte
(Zentrum für Berlin-Studien -
@uelle Text und Bild: zeitreisen.de/schlossplatz/geschichte/ lustgarten. Htm]
 

1654
Bau eigenen Hauses  an den heutigen Unter den Linden auf Friedrichswerder

(später zur Kommandantur ausgebaut, heute Bertelsmann AG).

“Im 17. Jahrhundert wurde die erste größere Stadterweiterung Berlins geplant. Noch innerhalb der alten Festungsanlagen der Residenzstadt sollte der neue Stadtteil Friedrichswerder entstehen. Mit der Durchführung beauftragte Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (der »Große Kurfürst«) seinen Festungsbaumeister Johann Gregor Memhardt  Als Anerkennung erhielt Memhardt vom Kurfürsten ein Baugrundstück in guter Lage als Geschenk und ließ dort 1653 sein zweigeschossiges Wohnhaus bauen, das erste steinerne Haus auf dem Friedrichswerder – Vorgänger des Kommandantenhauses.

Nachdem das Gebäude baufällig geworden war, entstand 1795/96 ein repräsentativer königlicher Immediatbau, errichtet durch den Baumeister Wilhelm Konrad Titel. Dieses Gebäude war zunächst als privates Palais mit zahlreichen Wohn- und Nebenräumen sowie Pferdeställen angelegt, 1799 wurde es zum Sitz des Kommandanten der Berliner Garnison bestimmt. 1818 übernahm die Kommandantur auch den Dienst an der Neuen Wache die von Karl Friedrich Schinkel schräg gegenüber, zwischen Zeughausund Universität – dem früheren Prinz-Heinrich-Palais – errichtet worden war”.[@uelle: deu.archinform.net/projekte/11482.htm]

Am östlichen Anfang von “Unter den Linden” liegt das Haus von Memhardt, das in der originalen Perspektive der Karte von 1721 [Quelle siehe weiter unten unter 1658] doch erkennbar ist. Hier entstand später die (inzwischen restaurierte) Kommandantur, die heute die Bertelsmann Vertretung beherbergt.
 

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„Nach Memhardts Plänen erfolgte auch die Bebauung des Friedrichswerder, der nun innerhalb der Köllner Befestigung lag und seit 1670 als dritte selbsständige Residenzstadt neben Berlin und Kölln galt. Die Friedrichsgracht mit der Jungfernbrücke lässt in der Anlage noch heute das holländische Vorbild erkennen“. Horst Lademacher, Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich. Beiträge zur Geschichte einer Dynastie LIT Verlag Münster, 1995 - 296 Seiten, S. 112-113

 

Kleiner Exkurs: Berlin in der Mitte des 17. Jahrhunderts

Mit einigen wenigen Aufnahmen aus der Gegenwart kann man an die Mitte des 17. Jahrhunderts erinnern. Die Marienkirche aus dem Plan des Jahres 1721 [s.u.] in einer Aufnahme des Jahres 2007, wenn gleich aus anderer Perspektive
 

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Auch die Nikolaikirche, das wohl älteste Gotteshaus in Berlin war auf dem Plan von 1721 verzeichnet. Hier Abbildungen aus dem Jahr 2007, die zugleich an die Blütezeit der Kirchenlieder erinnern. Gerhardt und Krüger lebten zur Zeit Memhardts in Berlin:
 

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1656
Oberaufsicht über alle kurfürstlichen Bauten
 

1658
Festungsbau Berlin

Nach langjährigen Vorbereitung Beginn des Festungsbaus in Berlin, den man, so Horst Lademacher noch heute verfolgen kann:

„Der Bau...war erst 1683 mit der Ausführung der Köllner Anlagen abgeschlossen. Noch heute hat das ehemals 80 meter breite und 8 meter hohe Festungswerk, das im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts abgerissen wurde, Einfluß auf das Berliner Stadtbild: Die S-Bahn folgt zwischen den Bahnhöfen Hackescher Markt und Jannowitzbrücke dem ehemaligen Verlauf  der Wallanlagen auf Berliner Seite , während Oberwall-, Niederwall- und Wallstrasse auf der ehemaligen Köllner Befestigung verlaufen. Die eigenartigen Formen des Hausvogteiplatzes und des Spittelmarktes erinnern daran, dass sich hier einst Bastionen befanden.“ [Quelle: Horst Lademacher, Oranien-Nassau, die Niederlande und das Reich. Beiträge zur Geschichte einer Dynastie LIT Verlag Münster, 1995 - 296 Seiten, S.113]

„Während dieser Maßnahmen wurde der mittelalterliche Doppelgraben vor der Mauer auf der Berliner Seite zugeschüttet. Die Stadtmauer blieb nördlich des Stralauer Tores erhalten. Zwischen ihr und den neuen Festungswällen wurde eine Straße angelegt, die bis heute zwischen der Spree (Stralauer Tor) und der Klosterkirche als Littenstraße erhalten blieb. Die Höhe der erhaltenen Stadtmauer variiert zwischen 3,0 und 5,0 m. Errichtet wurde sie aus Feld- und Ziegelsteinen. Die Fundamente bestehen überwiegend aus Feldsteinen. Beim Wiederaufbau des Lokals "Zur letzten Instanz" konnten die Fundamente der Stadtmauer im Jahre 1961 archäologisch untersucht werden. Bei der Ausgrabung wurde festgestellt, dass sie bis zur einer Tiefe von 1,8 m reichten und eine Stärke bis zu 1,2 m erreichten. Bei einer zweiten Untersuchung in der Nähe der Klosterkirche wurde im Jahre 1965 eine Stärke der Mauer von 3,5 m festgestellt. Einige Balkenlöcher sowie ein deutlicher Absatz bei 4 m Höhe auf der Innenseite rühren von einer Brüstungsmauer für einen nach hinten ansetzenden Wehrgang her. Etwa in gleicher Höhe gibt es an einer Stelle drei Öffnungen, die als Schießscharten zu deuten sind. Die Restaurierung des heute erhaltenen, ca. 120 m langen Stadtmauerabschnitts wurde 1984 abgeschlossen. Eine neue Überraschung bereitete 1996 die Entdeckung weiterer Stadtmauerfragmente zwischen dem südlichen Ende der restaurierten Mauer und der Stralauer Straße. Beim Abriss der Häuser Littenstraße 105 und des rückwärtig angebauten Hauses Waisenstraße 3 wurde die stadtseitige Außenschale der Stadtmauer freigelegt. Die Stärke der erhaltenen Mauerreste betrug 20 bis 45 cm und konnte auf einer Länge von ca. 8 m dokumentiert werden“.[@uelle:stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/denkmale_in_berlin/de/bodendenkmale/stadtmauer.shtml]

Da der Festungsbau von Berlin- Cölln nicht erhalten ist, muss man, um sich eine Vorstellung  über seine Ausdehnung und seine Lage machen zu können, auf  Kartenwerke zurückgreifen. Ein Stadtplan von 1721, hier wieder entsprechend in die Nord Richtung gedreht, zeigt links unter den Linden und von Nord nach Süd durchlaufend die Friedrichstrasse.
 

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[„Die Königl. Residenz Berlin, wie selbige sich um das Jahr 1723 präsentiret :
 nach dem von G. Dusableau gezeichneten Plan verfertigt“. Signatur des digitalisierten
 Exemplars in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin: B 54/1723/2-
@uelle. europeanalocal.de/eld/sammlungen/doku.php?id=bsk-abstract – Ausschnitt]


Die Konstruktion der Festungsmauer hatte auch für  Berlins Prachtstrasse Auswirkungen, die man knapper und präziser als Günter de Bruyn in seinem wunderbaren, Geschichte und Geschichten verbindenden Buch „Unter den Linden“ kaum beschreiben kann:

„Wichtiger freilich waren ihm, nach den bösen Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges, die Befestigungsanlagen, die er von einigen der besten Baumeister Europas, Memhardt darunter, ausführen ließ. Den Wällen, Gräben und Bastionen, die eine Bewährungsprobe im Kriege glücklicherweise nie zu bestehen hatten, mußte auch der östliche Teil der neuangelegten Lindenallee weichen, so daß die Baumreihen erst außerhalb von Wall und Graben begannen, dort nämlich, wo sie, in Höhe der Universitätsstraße,auch heute, mit der Mittelpromenade zusammen, beginnen und sich Rauchs Friedrich-Denkmal erhebt. Dort gab es ein Stadttor und eine Zugbrücke über den Festungsgraben.

Doch dauerte dieser Zustand nicht lange, da sich in den nächsten Jahrzehnten die neuen Städte, die erst nach der Königskrönung Friedrichs I. unter einem Magistrat und dem Namen Berlin vereinigt wurden, rasch nach Westen schoben, wobei auch die Linden auf ihre endgültige Länge von knapp anderthalb Kilometer gebracht wurden und unter Friedrich Wilhelm 1. mit dem Quarée  genannten viereckigen Platz ihren passenden Abschluß fanden.  Das neue Tor, das hier nun errichtet wurde, war zwar noch nicht unser Brandenburger Tor, hieß aber schon so.“ [Quelle:  Günter de Bruyn, Unter den Linden, Siedler Verlag, Berlin 2002, S. 18-20]
 

1660
Neubau des Potsdamer Stadtschlosses

„Das Potsdamer Stadtschloss, erstreckte sich auf einer Fläche zwischen dem Alten Markt und dem heutigen Hotel Mercure, am Lustgarten, in der Stadtmitte von Potsdam. Es entstand an der Stelle einer früheren Befestigungsanlage. Unter verschiedenen Kurfürsten wurde es erst zur Burg, später zum Schloss ausgebaut.

Der Dreißigjährige Krieg hatte dem Gebäude weiter schwer zugesetzt. Dennoch versuchte Kurfürst Friedrich Wilhelm (der Große Kurfürst) mehrfach das Gut Potsdam mit dem Schloss aus der Verpfändung zurückzukaufen. Seine Jagdleidenschaft, vor allem aber die Bekanntschaft mit dem Statthalter von Kleve, Johann Moritz von Nassau-Siegen, trieben ihn voran. Dieser hatte durch die Anlage verschiedener Parks rund um die Schwanenburg, maßgeblich an der Entwicklung der Stadt Kleve zu einer Kulturlandschaft beigetragen. Friedrich Wilhelm, der die Bauarbeiten in Kleve verfolgt hatte, war fasziniert und ließ sich regelmäßig Gartenbücher zuschicken. Durch den Kontakt mit dem Statthalter vergrößerte sich sein Interesse für Gartengestaltung und Architektur. Ab 1660 ließ er sich dann nach seinen Vorgaben einen Garten anlegen. Der frühbarock Neubau des Schlosses erfolgte 1662-69 nach Vorbildern aus der zeitgenössischen französischen Schlossarchitektur. Die Vierflügelanlage wurde durch das dreigeschossige Corps de Logis (Hauptflügel) beherrscht, das durch einen Mittelrisaliten und zwei flankierende Pavillons gegliedert wurde. Zwischen Corps de Logis und Hauptportal war ein Vorhof (Ehrenhof) angelegt, der von niedrigeren zweigeschossigen Flügeln umgeben war, die wiederum durch Eckpavillons akzentuiert wurden. Das Schloss wurde durch einen Graben und eine niedrige Umfassungsmauer von der Umgebung abgeschlossen.

Als der Kurfürst einige Jahre später seinen gesamten Hofstaat nach Potsdam holen wollte, war das Gebäude jedoch schon wieder zu klein. Bis 1671 erfolgte deshalb ein weiterer Ausbau, wobei auch eine Vielzahl von Bürgerhäusern abgerissen wurde, deren Besitzer erst Jahre später eine Entschädigung erhielten. @uelle: deu.archinform.net/projekte/12868.htm
 

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[Stadtschloß Potsdam um 1721 -  @uelle: deu.archinform.net/projekte/12868.htm]


1664
Lehrer des Kurprinzen (der spätere Friedrich I.)
 

1665
Wiederaufbau des Marstalls

Der Marstall wurde von 1665 bis 1670 von Michael Mathias Smids nach einem Entwurf von Johann Gregor Memhardt wiederaufgebaut, nachdem ein Brand am 27. August 1665 die Gebäude aus dem 15. Jahrhundert zerstört hatte. Obwohl 1700 Unter den Linden und am Schloßplatz neue Marställe gebaut werden sollten, wurde der Alte Marstall noch erweitert und dabei auch das benachbarte Ribbeck-Haus– der einzige erhaltene Spätrenaissancebau Berlins – integriert.

Der umfangreiche Komplex zur Unterbringung von Pferden, Wagen und Geschirr des kurfürstlichen Hofes umschloss zwei Binnenhöfe, wovon einer als Reitbahn genutzt wurde. Im Untergeschoss befanden sich zahlreiche Stallungen und Remisen, darüber eine Rüstkammer. Im Vordergebäude waren Diensträume und Wohnungen untergebracht. Sein heutiges Gesicht erhielt der Alte Marstall 1865/1866 durch eine umfangreiche Modernisierung. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde er in den Jahren 1952 bis 1961 wiederhergestellt

Im Verlauf seiner Geschichte beherbergte der Gebäudekomplex das erste Berliner Hoftheater, das Oberappellationsgericht, die Oberrechnungskammer und ab 1920 die Berliner Stadtbibliothek, die 1995 mit der Amerika-Gedenkbibliothek zur Zentral- und Landesbibliothek Berlin zusammengelegt wurde und bis heute hier geblieben ist.[@uelle: de.wikipedia.org/wiki/Alter_Marstall


1669
Memhardt wird im Mai 1669 Gemeindevorsteher
und im November 1669
Bürgermeister von Friedrichwerder

„Die beiden Inseln des Friedrichswerder befanden sich seit 1442 im Besitz des Kurfürsten Friedrichs II.  Nachdem 1669 der Festungsbaumeister Johann Gregor Memhardt (1607-1678) vom Großen Kurfürsten den Auftrag erhalten hatte, hier ein Straßennetz anzulegen, begann die systematische Bebauung des Werders. 1704 gab es nur eine Verbindung zwischen Cölln und dem Friedrichswerder durch die Hundebrücke.

Bei der "Schleuse" handelt sich um die "Neue Schleuse", die 1694 bei der Regulierung des Schleusengrabens - der heute den Namen "Kupfergraben" trägt - angelegt wurde.

‚Die Schleuse war vormals der Cälnische Stadt-Graben, welchen Churfürst Friedrich Wilhelm zur Bequemlichkeit der Schiffahrt zu einem Canal und Schleuse vertiefen, und aptiren, an beyden Seiten aber nur mit Holz ausfuttern ließ Dessen Nachfolger Churfürst Friedrich der III. ließ statt der hälzernen eine steinerne Schleuse errichten, wodurch die Schiffahrt befördert, und die Auszierung der Residenzien vermehret wurde. Der Anfang ward anno 1694 im Sommer gemacht, und der Bau in kurzer Zeit vollendet. Die Mauren sind sehr stark angelegt, und mit den besten Werkstücken bekleidet, so daß die Schleuse nunmehr ein immerwährendes und dauerhaftes' Werk ist.... 'Wegen der Communication ist über der Schleuse eine Brücke, welche, weil sie die Passage nach dem Packhof macht, beständig voller Leute und Wagen ist’. [Quelle: Gerd G. Zuchold, Schweizer Gard König Friedrichs I. in Preußen, in: HeroldJahrbuch 15. Band 2010, S. 222]

Zu Friedrichswerder gehört auch die Friedrichswerdersche Kirche, ursprünglich entstanden aus einer Reithalle, heute Bestandteil der Nationalgalerie. Die Kirche liegt nur wenige hundert Meter südlich des Kommandanturhauses, das Memhardt an Unter den Linden 1 bauen konnte.

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Eine kleine Randnotiz sei erlaubt: Auf Friedrichswerder, von Memhardt städtebaulich geplant und an seinem Lebensende als Bürgermeister verwaltet, wurde 1681 das Friedrichwerdersche Gymnasium gebaut, das zweihundert Jahre später von Wilhelm Nowack, dem späteren Theologen, besucht wurde. Nowack heiratete Katharina Niedlich, deren Vorfahr in der 8. Generation eben Johann Georg Memhardt war. Viele Vorfahren von Katharina Niedlich wurden in der Gemeinde der nahegelegenen Nikolaikirche getauft oder konfirmiert, so Johann C. Niedlich und Johann W.Niedlich
‘.

1678
Pläne für das Predigerwitwenhaus

Nach Plänen von Johann Georg Memhardt wurde das Predigerwitwenhaus in Potsdam gebaut, aber erst 1682 fertiggestellt. Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg bot dieses Haus seinem Hofprediger Anton Brusenius, den er 1680 bestallt hatte, das Haus.

„Brusenius war der erste Inspektor des Hauses. Der Kurfürst bot ihm in dem stattlichen, wohl Johann Gregor Memhardt zuzuschreibenden Gebäude Unterkunft an, doch Brusenius entzog sich dem. Er nahm sich aber in der Folge nachdrücklich des Witwen und Waisenhauses an, auch als er 1683 Hofprediger in Berlin wurde und nach dem Tod des  Großen Kurfürsten ganz nach Berlin ging“[Quelle: Hannelore Lehmann, Daniel Ernst Jablonski als Inspektor des Predigerwitwenhauses in Potsdam 1693-1741, in: Mitteilungsblatt der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandeburg e.V., Heft 3, 2010, S. 113. Lehmann zitiert Thomas Sander, der „von zwei personen, Memhardt und Blesendorf, am wahrscheinlichsten ersterer als Entwerfer und letzterer als Bauleiter“ spricht]

 

1678
Tod von Johann Georg Memhardt

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