TORHORST Arnold Friedrich Ernst-16 wurde am 20. Mai 1841 in Westerkappeln (nicht in Schale, wie auchüberliefert worden war) im Kr.Tecklenburg geboren. Der Eintrag im Kirchenbuch: Das „abends um halb sechs“ geborene Kind wird als „ehelich“ bezeichnet, die Taufe wird für den „13 Juny“ bezeugt, Taufzeugen waren Arnold Heinrich Torhorst und ein Friedrich... [?].
Arnold studierte in Bonn, nachdem er 1861 die Abitur gemacht hatte. Danach in Tübingen und Berlin. Er wurde am 29. April 1868 in Westerkappeln, wo sein Vater Pastor gewesen war, ordiniert.
Er wurde später Kreisvikar in Leeden und am 1.11. 1870 Pfarrer in Ledde, wo schon ein Vorfahr der Smend’s Pastor gewesen war und wo er am.22.9.1872 eingeführt wurde.[Quelle F.W.Baucks, Die evangelischen Pfarrer von Westfalen“, Bielefeld 1950]
Die nachfolgende Liste der Pfarrer in dem kleinen tecklenburgischen Ort Ledde zeigt, dass die Amtsgeschäfte oft Jahrzehnte von demselben Pfarrer wahrgenommen wurden. Zudem ist einer der Vorfahren seiner Frau, Luise Smend, in dieser Gemeinde 60 Jahre zuvor, allerdings nur für 10 Jahre, sein Vorgänger gewesen, während er selbst kanpp dreißig Jahre amtierte.
Pfarrer in Ledde
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Hermann Brumlevius
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1594
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Johannes Brumlevius
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1596-1614
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Gebardus Brumlevius
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1614-1634
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Wesselius
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1634-1641
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Johann.Schlüterus
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1641-1650
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Ascurus Weddäus
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1650-1664
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Joh.Alb.Applius
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1664-1692
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Johann H. Rothermund
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1693-1731
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Johann H. Rothermund
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1731-1737
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Joh.Quirinus Misch
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1738-1779
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Florens Jacob Smend
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1809-1819
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Chr.Gottfried Jüngst
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1819-1822
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K.J. Walther
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1822-1835
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Justus Krummacher
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1836-1870
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Arnold Torhorst
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1870-1909
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Peter Nörrens
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1910-1935
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A.Sundermann
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1949-1958
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H.Höhn
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1958-1978
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Fensterinschriften der Kirche in Ledde, abgeschrieben im Jahre 1982.Wenige Jahre danach waren die Fenster ausgewechselt und es gab keine Inschriften mehr. Für die korrigierte An- gabe “H.Höhn” Dank an Wilhelm Höhn.
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Drei Jahre nach Amtsantritt in Ledde heiratete Arnold SMEND Maria Sophia Luise Jacobina-17 Tochter von SMEND Friedrich Hermann (Münsterer Ast)-42 und GAUHE Adelheid-43 am 15. Mai 1873 in Münster in Westfalen.
Luise Smend wurde am 18. Juni 1847 (“nachmittags um 5 Uhr”) in Lengerich in Westfalen geboren, also nicht weit von Westerkappeln, wo ihr späterer Ehemann geboren wurde. Die Taufe fand am 18. Juli statt. Taufzeugen waren Maria Sophia Banning, geborene Stapenhorst, Kaufmanns Frau. Marie Gauhe, ...[?]manns Tochter, Hermann Rudolph Smend, Pastor und Eberhard Jacob Kriege, Pastor.
Informationen zum Dorf Ledde bei Tecklenburg, das für eine sehr große Familie der Ausgangspunkt ihrer familiären Entwicklung wurde:
„Das Dorf Ledde liegt malerisch im Tal nördlich der Stadt Tecklenburg zwischen der Nordkette des Teutoburger Waldes und dem Schafberg in der Talaue der Ibbenbürener Aa. Von Tecklenburg aus führt ein hübscher Waldspazierweg durch den ehemals gräflichen Forst Sundern in den Ort. Fachwerkhäuser rund um die Ledder Kirche haben die dörfliche Note erhalten. Als ein Ortsteil der Stadt Tecklenburg leben in Ledde in den Bauernschaften Danebrock, Oberbauer und Wieck rund 2200 Einwohner.
Neben Sehenswürdigkeiten wie der Dorfkirche, den alten Fachwerkhäusern und der schönen Landschaft, sind hier die Ledder Werkstätten beheimatet.Als anerkannter Modellfall wurden hier eine große Anzahl Arbeitsplätze für körperlich und geistig Behinderte geschaffen
Im Jahre 1809 geriet Ledde unter französische Herrschaft und wurde der neu gebildeten Mairie Tecklenburg, sowie dem Kanton Tecklenburg unterstellt. Der Begriff Mairie bezeichnet die unterste französische Verwaltungseinheit während der Zeit der Besetzung durch Napoléon. Nach der Niederlage Napoleons fiel das Tecklenburger Land an die Preußen, die aus der Mairie eine Bürgermeisterei machten, aber die Gebietsaufteilung weitgehend beibehielten. Aus den Kantonen wurden Landratsämter bzw. Landkreise.
Ab 20.03.1836 erhielt Ledde eine eigene Bürgermeisterei. Am 12.03.1844 wurde das Amt Ledde gebildet, das ab dem 25.10.1851 zur Samtgemeinde Tecklenburg und ab dem 20.03.1856 zum Amt Tecklenburg gehörte.“ [Quelle: Internet, Ledde]
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Wovon lebte ein Pfarrer in den Jahren von 1970 bis 1909 – solange immerhin war Arnold Torhorst Pfarrer der Gemeinde Ledde? Die Antwort gibt ein im Jahr 2010 erschienenes Buch: „Brigitte Jahnke, Ledde, eine Dorfchronik. 2. Verbesserte und vermehrte Auflage, Ledde, 2010 (ohne ISBN)“. In diesem Band referiert George Hoffmann unter dem Titel „Kanzel, Katheder und Krone“ die Entwicklung von Schule und Kirche sehr anschaulich mit Beispielen und einer historischen Einleitung (S. 21 ff). Danach gehörte die Grafschaft Tecklenburg seit dem Jahr 1587 zur Reformierten Kirche. Dennoch durften die Lutheraner weiterhin praktizieren. Beide Konfessionen hatten aber die Auflage, „dass die Pfarrer darauf verzichteten, Anhänger der jeweils anderen Konfession von der Kanzel herab zu beschimpfen“.
Aufgrund eines Archivfundes kann George Hoffmann genau auflisten, was Pfarrer Torhorst als jährliches Diensteinkommen bekam. Eine Aufstellung vom 1. Oktober 1897 gibt an
„Eine leider undatierte, aber der Handschrift nach aus derselben Zeit stammende Zusammenstellung listet die Naturalabgaben der Bauern auf: an den Pastor: 4 Scheffel Gerste, 8 Scheffel Hafer, I Scheffel Roggen, 9 Brote, 16 Hühner, 1 Schinken, 1 Wurst an den Küster: 1Scheffel Gerste; 16 Würste
Wir schmunzeln vielleicht über diese Angaben, müssen uns aber bewusst machen, dass diese Lebensmittel für den Lebensunterhalt der Amtsinhaber wichtig waren. Mit dem Gras vom Friedhof konnte Küster Beineke sein Vieh füttern. Pfarrer Torhorst und seine Frau konnten das Brot, den Schinken und die Hühner gut gebrauchen. Sie hatten sieben Kinder zu ernähren“. [Quelle: Ledde, eine Dorfchronik , a.a.O. S. 24)
Hoffmann schreibt in seinem Beitrag, dass eine Ursache für die langen Amtszeiten der Pfarrer auch darin ihren Grund hätten, „dass es keine Pensionskassen gab und man einfach weitermachen musste, solange es irgendwie ging“. [a.a.O. S.25).
1821 war das Ledder Pfarrhaus neu gebaut worden, der damals amtierende Pfarrer Walter erklärte sich bereit, „die Kosten für die Auslegung der Fußböden mit Tannenbrettern selbst zu übernehmen, die Gemeinde hatte gestampften Lehm vorgesehen“ [a.a.O. S. 28].
Arnold Torhorsts Vorgänger, Pfarrer Krummacher diente der Gemeinde von 1836 bis 1870. Natürlich wohnte er im Pfarrhaus, war mit ihm aber offenbar Jahrzehnte beschäftigt. George Hoffmann schildert die Entwicklung:
Pfarrer Krummacher hat sich anscheinend im bei seiner Ankunft noch neuen Pfarrhaus wohl gefühlt, Pfarrer Torhorst dagegen nicht. Man darf es ihm auch nicht übel nehmen. Das Haus stand neben der Dorfstraße etwa dort, wo sich heute das Gemeindebüro befindet. Es litt sehr unter Feuchtigkeit, wahrscheinlich, weil der Grundwasserspiegel an dieser Stelle sehr hoch ist. Außerdem war das Dach undicht.
Im März 1877 bescheinigte der königliche Kreisbaumeister den schlechten Zustand des Hauses. Der Schwamm sei im Holzwerk, die von Pfarrer Walter bezahlten Fußböden seien angefault, die Tapeten an den Wänden verfault, der Brunnen sei durch die undichte Jauchegrube infiziert. Er ordnete Sofortmaßnahmen an, die zu Kosten von 2.000 Mark durchgeführt und durch die Aufnahme eines Darlehens bei der Sparkasse Tecklenburg finanziert wurden.
Die Abhilfe scheint nicht von langer Dauer gewesen zu sein. Schon im Sommer 1900 reichte ein Osnabrücker Architekt Pläne und einen Kostenvoranschlag für ein neues Pfarrhaus ein. Erst fünf Jahre später wurde mit dem Bau begonnen.
Inzwischen fand ein Tauziehen um die Finanzierung statt. Die königliche Regierung, Abteilung für Kirchen und Schulwesen, in Münster erkannte die Notwendigkeit eines Neubaus an, fand auch, dass der Neubau „über das Maß des Notwendigen nicht hinausgeht“, meinte aber, dass der „kleinen Gemeinde mit geringer Leistungsfähigkeit“ trotzdem eine höhere finanzielle Beteiligung zumutbar sei, als diese zu schultern bereit war.
Die Gemeinde reichte Rekurs beim Minister der Geistlichen-, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten in Berlin ein, und dieser ordnete Änderungen im Bauplan an, um Kosten zu sparen. Letztendlich gab die Regierung einen Zuschuss in Höhe von 6.400 Mark. Die Gemeinde brachte 2.400 Mark an Eigenmitteln ein - das alte Pfarrhaus wurde für 1.210 Mark auf Abbruch verkauft - und nahm innere Anleihen beim Armenvermögen in Höhe von 6.000 Mark auf.
Außerdem wurden die Gemeindeglieder zu Hand- und Spanndiensten herangezogen. Dazu waren sie nach dem Allgemeinen Landrecht bei Öffentlichen Bauten verpflichtet. Die Spanndienste bestanden im Transport von Sand und Steinen. Eine noch erhaltene Liste zeigt an, was jeder Pferdebesitzer zu befördern hatte und wann er sein Soll erfüllte’. Leider gibt es keine Auflistung der Handdienste. Das neue Pfarrhaus wurde am 6. März 1906 abgenommen. Arnold Torhorst starb drei Jahre später. Seine Nachfolger wohnten noch bis 2001 in diesem Haus. Danach wurde es von den Ledder Werkstätten angekauft und restauriert. So ist es dem Dorf als Schmuckstück erhalten geblieben. [a.a.O. S. 31-32].
Über das Leben im Pfarrhaus gibt es insgesamt drei sehr ausführliche Beschreibungen. Luise Torhorst, geborene Smend, hat in ihrem Lebensbericht über ihre Mutter Adelheid Gauhe naturgemäß auch vieles über sich und ihre eigene Familie mitgeteilt [vgl. Kapitel 8.8.2.]. Die beiden anderen Quellen sind die Aufzeichnungen von zwei Kindern.
Arnold und Luise Torhorst hatten sieben Kinder, die hier im alten (feuchten) Pfarrhaus von Ledde zwischen 1874 und 1888 geboren wurden und heranwuchsen - siehe TORHORST NACHKOMMEN.
Zwei der sieben Kinder, Arnold Torhorst (geboren 1878) und Marie Torhorst (geboren 1888) haben über ihre Kindheit schriftliche Äußerungen hinterlassen. Arnold in nicht veröffentlichten familieninternen Aufzeichnungen, die sein Sohn Siegfried Torhorst aufbewahrte, in Maschinenschrift übertragen und dem Autor für diese Familiengeschichte zur Verfügung gestellt hat. Marie Torhorst hat sich in ihren 1986 veröffentlichten Erinnerungen ausführlich mit dem Elternhaus befasst. Obwohl die Geschichten von beiden Autoren über ihre Familien einerseits ihren eigenen Biographien zugeordnet werden müssten, sind sie doch in wesentlichen Teilen eine einzigartige Quelle zum Familienleben in Ledde. Sie werden deshalb nachfolgend an dieser Stelle wiedergegeben.
„Ich besinne mich noch, daß ich einmal zusammen mit einem Pfarrer aus der Nachbarschaft an seinem Krankenbett saß. Wir sprachen ein wenig über meine Zukunft. Der Pfarrer meinte, ich solle doch Krankenschwester werden. Mein Vater hatte offenbar mein Unbehagen bemerkt und sagte mit tiefem Verständnis für meine eigenen Vorstellungen: »Jeder muß selbst wissen, was er einmal werden will.« Das war mir aus dem Herzen gesprochen.
Er war übrigens in allen Fragen, die unsere Erziehung betrafen, großzügiger als unsere Mutter, die glaubte, strengere Methoden anwenden zu müssen. Wenn sie gelegentlich mit mir unzufrieden war, dann mußte ich zum Beispiel ein von ihr ausgewähltes Kirchenlied bis zu einem bestimmten Termin auswendig lernen.
Im ... Jahr 1909 erlitt unser Vater einen schweren Anfall von Influenza mit nachfolgenden ernsten Komplikationen. Er starb am 1.Juni 1909. Ich besinne mich noch, daß ich einmal zusammen mit einem Pfarrer aus der Nachbarschaft an seinem Krankenbett saß. “[Quelle: Marie Torhorst, Erinnerungen, Dietzverlag, Berlin 1986].
Der Grabstein für Arnold Torhorst, den langjährigen Pfarrer von Ledde, hat auf dem Friedhof von Ledde einen besonderen Ehrenplatz gleich am Eingang
Nach dem Tod ihres Mannes zog Luise Torhorst, geborene Smend, nach Bonn. Dort, im wärmeren Bonner Klima war sie näher an den Töchtern Adelheid und Marie, die während des Studiums bei ihr wohnten.
„Luise Torhorst geb. Smend lebte in einer Etagenwohnung in Bonn. Von Ledde, wo unser Großvater Torhorst [am 19. Februar] 1909 gestorben war, war sie an den Rhein gezogen mit ihren Töchtern Adelheid und Marie, die beide an der Universität Bonn studierten. Beide sind Pädagoginnen geworden...Adelheid wurde Schulrätin in Düsseldorf.
Adelheid und Marie sollen, so die Familiensaga, erst nach ihrem Tod aus der Kirche ausgetreten sein, um ihre Mutter Luise zu schonen. Auch Luises Sohn Hermann Torhorst hatte in Bonn studiert. Und ihr Neffe Rudolf Smend lehrte als Juraprofessor ab 1915 in Bonn.“[Quelle: Unveröffentlichte Erinnerungen Siegfried Torhorst]
Aus dem Telefonbuch der Stadt Bonn konnte der Autor entnehmen, dass Rudolf Smend ab 1917 Telefon hatte, Luise Torhorst nicht.
“Meine Mutter war nach schwerer Krankheit, verbunden mit quälenden Asthmaanfällen, am 19. Februar 1923 gestorben, betrauert nicht nur von den fünf überlebenden ihrer sieben Kinder, die sie gewissenhaft erzogen hatte, sondern auch von zahlreichen Verwandten. Sie war als Älteste im Kreise von acht Geschwistern aufgewachsen -, betrauert auch von vielen Freunden, die sie in Bonn während unseres langjährigen Aufenthalts gewonnen hatte.” [Quelle: Marie Torhorst, Erinnerungen, 1986]
Luise Torhorst, geb. Smend, starb am 19. Februar 1923 in Bonn.
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